Scabies crispata

20. April 2009

Diese hübsche Süßwassermuschel haben wir jetzt wieder mal aus Thailand importiert. Die Art hat eine recht weite Verbreitung in Asien und ist aus Thailand, Kambodscha, Vietnam, Indien und China gemeldet. Dennoch weiß man bislang nur sehr wenig über die Art. Scabies crispata gehört zur Familie der Unionidae, zu denen auch die einheimischen Großmuscheln der Gattungen Anodonta, Margaritifera, Pseudanodonta und Unio zählen. Gleich diesen Arten weist die ungleich hübschere Scabies crispata, die zudem nur etwa 5 cm groß wird, eine unangenehme Eigenschaft auf: sie kann eine Krankheit bei Fischen auslösen. Alle Unionidae haben parasitische Larven, die sogenannten Glochidien. Je nach Muschelart schmarotzen die Glochidien entweder an den Flossen, dem Körper oder den Kiemen. Die Glochidien lassen sich nach dem Anheften von der Fischhaut umwachsen. Daher kann man einmal befallene Fische nicht heilen, denn alles, was die Glochidien abtöten kann würde auch den Fisch umbringen. Ein paar Glochidien, die mit bloßem Auge betrachtet einem Ichthyophthirius-Punkt nicht unähnlich sind, machen keinem Fisch etwas aus, aber bei Massenbefall kann es gefährlich werden. Bei den einheimischen Muscheln sind die Glochidien wirtsspezifisch und sogar populationsspezifisch, d.h. nur Fische bestimmter Populationen sind als Wirte geeignet, die Artgenossen anderer Populationen können gegenüber den Glochidien vollkommen immun sein. Über Scabies crispata weiß man nur, dass sie unbehakte Glochidien hat, wie sie für kiemenschmarotzende Glochidien typisch sind.
Meist sind Angehörige der Unionidae getrennt geschlechtlich. Die Männchen entlassen das Sperma ins freie Wasser und die Weibchen strudeln es mit dem Atemwasser ein, wobei die in den Bruttaschen der Kiemen sitzenden Eier befruchtet werden. Es gibt jedoch auch Nachweise, dass die in Fließrichtung am nächsten zur Quelle sitzenden Muscheln Zwitter sein können, die gleichzeitig Spermien und Eier produzieren können und das, obwohl ihre Artgenossen getrenntgeschlechtlich sind! Es ist unbekannt, ob diese Zwittrigkeit erblich festgelegt ist oder im Laufe des individuellen Lebens erworben wird.
Jedenfalls sind Scabies crispata hochinteressante Tiere, deren Pflege viele spannende Beobachtungen ermöglicht. Man muss sie allerdings im Auge behalten, damit die Glochidien keinen Schaden anrichten. Die Glochidien werden üblicherweise über einen Zeitraum von einigen Tagen oder Wochen ausgestoßen. Bemerkt man, dass die Fische einen Befall aufweisen, sollte man die Muscheln für einige Wochen separat pflegen. Ein paar Glochidien schaden einem ansonsten gesunden Fisch nicht. Da Scabies crispata ein Filtrierer ist, der in normalen Aquarien schnell verhungert, muss man die Tiere im Aquarium mit in Wasser gelöster Hefe zufüttern, die man mittels einer Pipette in die Nähe der Tiere bringt.

Text & Photos: Frank Schäfer

Angaben zum Tier
Herkunft Thailand
Verfügbare Größe in cm 4-5