Schlagwort-Archiv: Piranha

Pygocentrus ternetzi

8. Juli 2022

Um es gleich zu sagen: ja, wir wissen auch, dass die Art P. ternetzi derzeit von den meisten Ichthyologen als Synonym zu P. nattereri gesehen wird. Diese Einschätzung beruht darauf, dass der „echte“ Pygocentrus nattereri die gelbbrüstige Art aus dem Einzug des Rio Paraguay sei (Typuslokalität des 1858 von Kner beschriebenen P. nattereri sind Cuiabá und Mato Grosso in Brasilien), während der rotbrüstige „Allerweltspiranha“ Amazoniens wissenschaftlich als Pygocentrus altus (beschrieben 1870 von Gill aus dem oberen Amazonas) zu bezeichnen sei (Géry, Mahnert & Dlouhy, 1987). Allerdings folgte die wissenschaftliche Gemeinschaft den genannten Autroren bislang nur insofern, als dass P. ternetzi zwar als Synonym zu P. nattereri gesehen wird, jedoch der Name P. nattereri unterschiedslos auf die rot- und gelbbrüstigen Piranhas angewendet wird, was sicherlich falsch ist. Darum wird in aquaristischen Kreisen nach wie vor der Name P. ternetzi verwendet, um eine Bezeichnung für den gelbbrüstigen Piranha des Rio Paraguay-Einzuges zur Verfügung zu haben. P. ternetzi wurde 1908 von Steindachner aus dem Rio Paraguay bei Descalvados, Mato Grosso, Brasilien beschrieben.

Diese gelbbrüstige Art steht leider nur selten zur Verfügung. So freut es uns, sie gegenwärtig wieder einmal aus Paraguay importieren zu können. Typisch für alle Pygocentrus-Arten ist die im Vergleich zu Serrasalmus bulligere Kopfform, jedenfalls bei größeren Tieren. Es ist für die aquaristische Praxis wichtig, ob ein Piranha zu Pygocentrus oder Serrasalmus gehört, denn Serrasalmus-Arten sind Flossenfresser und sollten grundsätzlich am besten einzeln gepflegt werden, während Pygocentrus Schwarmfische sind, die größere Beutetiere jagen. Da bei den Exporteuren beide Gattungen oft gemeinsam gehältert werden, weil sich Jungfische nicht gut unterscheiden lassen, kommen Piranhas oft mit stark verstümmelten Flossen an – ein Werk der Serrasalmus. Es dauert dann einige Zeit, bis die Flossen nachgewachsen sind.

Für unsere Kunden: Pygocentrus ternetzi hat Code 293104 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & photos: Frank Schäfer

Serrasalmus immaculatus

22. Juli 2020

In großen Teilen von Südamerika gibt es großwüchsige (bis 50 cm) Piranhas, die im Alter gewöhnlich einfarbig schwarz werden. Ein weiteres gemeinsames Merkmal dieser Piranhas ist eine rote Iris. Es ist gegenwärtig gängige Praxis, alle diese Tiere als Serrasalmus rhombeus zu bezeichnen, weil sie als erwachsene Fische nicht voneinander zu unterscheiden sind. Junge und halbwüchsige Exemplare sehen allerdings – je nach Herkunft – sehr unterschiedlich aus. Es ist darum nicht sehr wahrscheinlich, dass es sich tatsächlich bei allen um S. rhombeus handelt. Der „echte“ S. rhombeus stammt aus Guyana und steht wegen der schlechten Exportsituation der Guyana-Länder derzeit im Hobby nicht zur Verfügung.

Es gibt einige Synonyme von S. rhombeus, jedoch nur eines aus dem Peruanischen Amazonas: Serrasalmus immaculatus. Diese Art wurde 1878 von Cope beschrieben und 1906 bildete Fowler eine Zeichnung des Typus-Exemplares ab. Wir haben junge Serrasalmus „rhombeus“ aus Peru aufgezogen und können hier nun eine Entwicklungsreihe präsentieren, die die diversen Umfärbungen dokumentiert. Diese unterscheiden sich erheblich von S. rhombeus aus Guyana und passen hervorragend zu S. immaculatus, weshalb wir denken, dass es zumindest für die „Peru-rhombeus“ sinnvoller ist, künftig den Namen S. immaculatus zu verwenden.

Aus dem Aufzuchtexperiment stehen nun drei Exemplare von 15-18 cm Länge zum Verkauf zur Verfügung.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 292277 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus rhombeus „Tocantins“

15. Juni 2020

Aus dem Rio Tocantins in Brasilien haben wir herrliche, 11-14 cm lange Serrasalmus rhombeus erhalten. Diese Art wird gut und gern 35 cm, vielleicht sogar 50 cm lang und zählt damit zu den größten Piranha-Arten überhaupt. Man erkennt halbwüchsige S. rhombeus recht gut an der Kombination von rubinrotem Auge, einem Schulterfleck, der nicht wesentlich größer als der Augendurchmesser ist, der gelben Afterflosse und zwei dunklen Bändern in der Schwanzflosse, von denen sich eines an der Schwanzwurzel befindet und eines die Flosse hinten begrenzt. Erwachsene Tiere sind einheitlich schwarz, siehe hierzu https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/riesiger_schwarzer_piranha_eingetroffen__de/

Die Population aus dem Rio Tocantins ist besonders farbenprächtig. Im Gegensatz zu vielen anderen, derzeit noch Serrasalmus rhombeus zugeordneten Piranha-Populationen haben diese Tiere ein schönes rotes Band auf dem Kiemendeckel.

Diese Piranhas sind Einzelgänger und ernähren sich in der Natur vor allem von Flossen anderer Fische.

Für unsere Kunden: die 11-14 cm langen Tiere haben Code 292806 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern. Nur in geringer Stückzahl lieferbar!

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus geryi

8. Februar 2020

Wenn Ichthyologen abergläubisch wären, würden sie sicher glauben, Serrasalmus geryi sei ihnen geschickt worden, damit sie nicht verzweifeln. Keine andere Piranha-Art lässt sich in allen Altersstadien so sicher und zweifelsfrei bestimmen, wie dieser Endemit (d.h. er kommt ausschließlich dort vor) des Rio Tocantins in Brasilien. Der rotbraune Aalstrich macht S. geryi, der 20-25 cm lang wird, unverwechselbar. 

In der Natur ist diese Art, wie wohl die meisten Serrasalmus-Spezies, ein eher einzelgängerischer Flossenfresser. Aber es gibt einige Aquarianer, die diesen Piranha auch erfolgreich in Gruppen pflegen und sogar die Zucht ist bereits gelungen.

So pflegte ein uns bekannter Piranha-Fan seit mehreren Jahren eine funktionierende Gruppe S. geryi, die nach und nach zusammengeführt wurde. Die acht Tiere schwammen zunächst ca. 2 Jahren zusammen in einem 1.000 Liter fassenden, sehr langgestreckt gebauten Aquarium. Schwarmverhalten war nicht zu beobachten. Die Tiere waren danach zwischen 17 und 24 (!) cm lang.

Zum Ablaichen kam es, als die Fische wegen eines Krankenhausaufenthaltes vier Wochen vorübergehend in ein deutlich kleineres Becken umgesetzt werden mussten, in dem über den Zeitraum von vier Wochen KEIN Wasserwechsel durchgeführt wurde. Offenbar laichen diese Piranhas in der Natur also unter Trockenzeit-Bedingungen. Am Ablaichen war nur ein Paar beteiligt (es waren keine äußeren Geschlechtsunterschiede erkennbar), Brutpflege wurde nicht ausgeübt, die Fische betätigten sich als Freilaicher.

Derzeit haben wir einige sehr schöne Wildfänge dieser Art von10-12 cm Länge im Stock.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 291904 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus manueli

11. Januar 2019

Dieser aus Venezuela beschriebene Piranha ist anhand seines charakteristischen Zeichnungsmusters in Verbindung mit dem Kopfprofil gut zu erkennen, sorgt aber trotzdem für große Verwirrung, da die in den Handel kommenden Fische aus völlig unterschiedlichen Gebieten kommen und dennoch nicht unterscheidbar sind. 

Beschrieben wurde S. manueli als Pygocentrus manueli aus dem Río Paraguaza, mittlerer Orinoko, Venezuela. Die Erstbeschreibung erfolgte in einer Zeitschrift, die nicht allgemein zugänglich ist und so wurde sie der wissenschaftlichen Gemeinschaft erst durch die Arbeiten von Machado-Allison, speziell Machado-Allison 2002, richtig bekannt. Daher wurden diese Piranhas vorher oft als Serrasalmus humeralis fehlidentifiziert. 

Zwei Merkmale machen S. manueli sehr besonders: erstens die meist vertikal verlängerten Körperpunkte und zweitens die Kopf­anatomie. Nur S. gouldingi hat als Jungfisch eine ebensolche Kopfform, wobei der Unterkiefer sehr massiv und rechteckig wirkt. S. gouldingi hat allerdings keinen Humeralfleck, der bei S. manueli immer deutlich ausgeprägt ist. 

S. manueli gehört mit über 35 cm Maximal-Länge zu den größten Piranha-Arten überhaupt. Erwachsene S. manueli haben ein rundes Kopfprofil, einen blutroten Kopf, einen großen Humeralfleck, einen weiß-silbrigen Körper und eine schwärzliche Schwanzflosse. Es gibt außer der Population in Venezuela noch eine Population im Rio Negro und im Rio Xingu in Brasilien. Wie alle Piranhas der Gattung Serrasalmus sollte auch diese Art normalerweise einzeln gepflegt werden, da sie Flossenfresser ist.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 292294 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus compressus – Ein spannender Piranha aus Peru

8. Oktober 2018

Kürzlich erhielten wir aus Peru eine Sendung etwa 5-9 cm langer Piranhas. Auf den ersten Blick konnte man zwei farblich deutlich voneinander abweichende Typen feststellen: eine Form mit relativ kleinen Punkten, viel Rot in der Afterflosse und relativ schmalem schwarzen Schwanzflossensaum, während die zweite Form größere Flecken, kaum Rot in der Afterflosse, dafür dort aber einen deutlich ausgeprägten schwarzen Saum und in der Schwanzflosse einen sehr breiten, kräftig schwarzen Saum aufweist. „Technisch“ gibt es aber kaum Unterschiede, also in Bezug auf die Körperform etc. 

Die Tiere mit den kleinen Punkten stimmen in jeder Hinsicht gut mit den Fischen überein, die wir relativ häufig aus Peru erhalten und als Serrasalmus compressus identifiziert haben. Die anderen Tiere gehören ganz sicher in die gleiche Verwandtschaftgruppe, nur gibt es keine wissenschaftlich akzeptierte Art, auf die die Merkmalskombination passt. Die einzige Unsicherheit besteht bezüglich Serrasalmus rhombeus; der große Schwarze Piranha kam ja schon gelegentlich aus Peru zu uns (siehe https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/riesiger_schwarzer_piranha_eingetroffen__de/), doch hat diese Art bereits als Jungfisch immer rote Augen (siehe https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/piranhas_serrasalmus_niger_de/). Da wir keinen passenden Namen finden konnten, bieten wir darum jetzt alle Tiere als Serrasalmus compressus an. Wir können jedoch nicht ausschließen, dass der Piranha mit dem hohen Schwarzanteil einer anderen, womöglich wissenschaftlich nicht beschriebenen Art angehört.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 291332 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Catoprion mento

30. Oktober 2017

 

 

Photos: Frank Schäfer

Pygocentrus piraya

3. Juni 2017

Der „echte“ Piranha, Pygocentrus piraya, kommt ausschließlich im Flusssystem des Rio Sao Francisco im südlichen Brasilien vor. Es handelt sich um einen bis zu 30 cm lang werdenden Piranha, der besonders durch seine im Alter tiefrote Brust und dem dann mächtigen Kiefer auffällt. Aber auch Jungtiere sind bereits sehr attraktiv gefärbt.

Die meisten Piranha-Arten werden zur Gattung Serrasalmus gestellt, die sich rein äußerlich nur durch wenige Merkmale von Pygocentrus unterscheidet. Viel wichtiger als diese anatomischen Details ist für Aquarianer aber, dass nur die drei Arten der Gattung Pygocentrus (P. caribe, P. nattereri und P. piraya) echte Schwarmfische sind. Alle Serrasalmus hingegen sind Flossenfresser und im Aquarium auf die Dauer meist nur einzeln haltbar.

Pygocentrus piraya braucht also wirklich große Becken, denn er wird groß und muss im Schwarm gehalten werden. Mit Einsatz der Geschlechtsreife sondern sich Paare ab und besetzen Kleinreviere (gerne bei einer großen Pflanze), wo mit der Schwanzflosse eine Laichgrube ausgeschlagen und gegen andere Fische verteidigt wird. Nur das Männchen verteidigt Eier (mehrere tausend) und die Larven. Mit dem Freischwimmen der Jungtiere endet die Brutpflege.

P. piraya greift normalerweise keine Menschen an. Man sollte sich aber trotzdem einen gesunden Respekt vor den rasiermesserscharfen Zähnen und der großen Beißkraft der Tiere bewahren. Gefährlich werden Piranhas nur in zu kleinen Aquarien, wo sie nicht ausweichen können, oder während der Fütterung, wenn sie aus Versehen die Finger des Pflegers mit Futter verwechseln können.

Alles in allem ist P. piraya ein prachtvoller Fisch für große Schauaquarien, wo er sein hochentwickeltes und interessantes Verhalten zeigen kann.

Text + Photo: Frank Schäfer