Schlagwort-Archiv: Serrasalmus

Serrasalmus cf. gouldingi

27. Oktober 2021

Es ist bezeichnend für die Schwierigkeiten bei der Piranha-Bestimmung, dass diese weit verbreitete Art, die zudem in einem für das Aquaristik-Hobby intensiv besammelten Gebiet vorkommt (nämlich dem Rio Negro) erst 1992 wissenschaftlich beschrieben wurde und zudem so gut wie nie im Hobby auftaucht. Die Terra typica ist Anavilhanas, Río Negro, Brasilien. 

Die Vertreter dieser Art machen im Laufe ihres Lebens eine dramatische Farb- und Gestaltsänderung durch. Der etwa 30 cm lang werdende Fisch ist im Alter ziemlich rundrückig und erinnert dann an einen Pygocentrus. Als Jungfisch hat er eine eigenartige Kopfform, die an Serrasalmus manueli erinnert, mit einem massiven, fast waagerechten Unterkiefer. Im Gegensatz zu S. manueli, der wie S. gouldingi  oft in der Jugend senkrecht verlängerte  Körperpunkte zeigt (es gibt aber auch Exemplare mit rundem Punktmuster), fehlt bei S. gouldingi der bei S. manueli immer sehr prominente Humeralfleck (= ein dunkler, auffallender Fleck unmittelbar hinter dem Rand des Kiemendeckels) in allen Altersstadien. 

Jugendliche S. gouldingi haben eine transparente Schwanzflosse mit einem schwarzen Keil an der Basis und erinnern dadurch sehr an S. eigenmanni, der jedoch einen kräftigen Humeralfleck hat. Mit zunehmendem Wachstum wird die Schwanzflosse immer dunkler und ist schließlich fast schwarz bis auf einen transparenten Saum. Dadurch unterscheidet sich S. gouldingi gut von S. rhombeus, der ebenfalls im Rio Negro vorkommt, aber immer eine schwarz gesäumte Schwanzflosse aufweist. Bei älteren S. rhombeus, die, wie S. gouldingi dazu neigen, insgesamt sehr dunkel bis schwarz zu werden, ist die Augenfarbe ein verlässliches Unterscheidungsmerkmal. S. rhombeus hat immer eine rote Iris, S. gouldingi eine silberfarbene. 

Serrasalmus gouldingi ist weit im Amazonas und Orinoko verbreitet, unsere aktuell im Stock befindlichen Tiere haben wir über Manaus erhalten. Außerhalb der Laichzeit erscheint der erwachsene Fisch silbrig mit rauchschwarzen Flossen und roter oder gelber Färbung des Kiemendeckelbereichs, zur Laichzeit dunkelt das gesamte Tier stark ab und wirkt dann fast völlig schwarz. Irgendwelche Punktmuster sind am Körper erwachsener lebender Tiere nur undeutlich auszumachen. S. gouldingi ist ein typischer Flossenfresser und muss darum meist einzeln gehalten werden.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 292105 (10-12 cm) und 292106 (12-15 cm) auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus humeralis

2. November 2020

Die Bestimmung vieler Piranha-Arten ist nur schwer möglich. Eine der am frühersten beschriebenen und darum mit vielen taxonomischen Problemen behaftete Piranha-Art ist Serrasalmus humeralis. Valenciennes war 1850 der Erstbeschreiber, aber es steht außer Frage, dass er das Typusexemplar, für das er „Amazonas“ als Typenfundort angibt, von Castelnau erhalten hatte. Valenciennes ́ Beschreibung ist kein Bild beigefügt. Das holte Castelnau 1855 nach und korrigierte zugleich den Typenfundort zu „Araguaia“. Man muss also davon ausgehen, dass S. humeralis im Tocantins-Einzug vorkommt. Die Zeichnung von Castelnau ist sehr detailgetreu und es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass sie nicht in den wesentlichen Einzelheiten der Natur entspricht. 

Die Piranhas, die wir jetzt aus dem Tocantins-Einzug als Serrasalmus humeralis importierten, entsprechen in allen wesentlichen Bestimmungsmerkmalen (Schulterfleck, Zeichnung der Schwanzflosse, Körperform, Färbung) der Zeichnung Castelnaus, wurden aber bislang in der aquaristischen und wissenschaftlichen Literatur mehrheitlich als S. eigenmanni identifiziert. Letztere Art wurde 1929 anhand eines Exemplares aus Guyana beschrieben. Wenn S. humeralis und S. eigenmanni artgleich wären, so wäre der gültige Name S. humeralis. Derzeit gehen wir jedoch davon aus, dass beide Arten valide und einander nur sehr ähnlich sind.

Serrasalmus humeralis wird rund 20 cm lang. Er gehört in die Gruppe von flossenfressenden Piranhas, die im Aquarium dauerhaft am besten einzeln gepflegt werden, wenn man Wert auf unbeschädigte Exemplare legt. Aus unvorhersagbaren Gründen kommt es bei Gruppenhaltung der Piranhas vom flossenfressenden Verhaltenstypus zudem häufig dazu, dass das Rudel – oft nach monatelangem Zusammenleben – ein Individuum ausguckt und mobbt. Dazu wird das Mobbingopfer mit einer Bissmarke unmittelbar vor der Rückenflosse markiert. Gewöhnlich wird der gemobbte Fisch nach einigen Tagen vom restlichen Rudel gefressen, unabhängig vom vorhandenen Nahrungsangebot. Der Versuch einer Gruppenhaltung bedingt im Übrigen wirklich sehr große Aquarien, in Becken unter 150 cm Kantenlänge sind solche Versuche von vornherein aussichtslos.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 292254 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus immaculatus

22. Juli 2020

In großen Teilen von Südamerika gibt es großwüchsige (bis 50 cm) Piranhas, die im Alter gewöhnlich einfarbig schwarz werden. Ein weiteres gemeinsames Merkmal dieser Piranhas ist eine rote Iris. Es ist gegenwärtig gängige Praxis, alle diese Tiere als Serrasalmus rhombeus zu bezeichnen, weil sie als erwachsene Fische nicht voneinander zu unterscheiden sind. Junge und halbwüchsige Exemplare sehen allerdings – je nach Herkunft – sehr unterschiedlich aus. Es ist darum nicht sehr wahrscheinlich, dass es sich tatsächlich bei allen um S. rhombeus handelt. Der „echte“ S. rhombeus stammt aus Guyana und steht wegen der schlechten Exportsituation der Guyana-Länder derzeit im Hobby nicht zur Verfügung.

Es gibt einige Synonyme von S. rhombeus, jedoch nur eines aus dem Peruanischen Amazonas: Serrasalmus immaculatus. Diese Art wurde 1878 von Cope beschrieben und 1906 bildete Fowler eine Zeichnung des Typus-Exemplares ab. Wir haben junge Serrasalmus „rhombeus“ aus Peru aufgezogen und können hier nun eine Entwicklungsreihe präsentieren, die die diversen Umfärbungen dokumentiert. Diese unterscheiden sich erheblich von S. rhombeus aus Guyana und passen hervorragend zu S. immaculatus, weshalb wir denken, dass es zumindest für die „Peru-rhombeus“ sinnvoller ist, künftig den Namen S. immaculatus zu verwenden.

Aus dem Aufzuchtexperiment stehen nun drei Exemplare von 15-18 cm Länge zum Verkauf zur Verfügung.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 292277 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus rhombeus „Tocantins“

15. Juni 2020

Aus dem Rio Tocantins in Brasilien haben wir herrliche, 11-14 cm lange Serrasalmus rhombeus erhalten. Diese Art wird gut und gern 35 cm, vielleicht sogar 50 cm lang und zählt damit zu den größten Piranha-Arten überhaupt. Man erkennt halbwüchsige S. rhombeus recht gut an der Kombination von rubinrotem Auge, einem Schulterfleck, der nicht wesentlich größer als der Augendurchmesser ist, der gelben Afterflosse und zwei dunklen Bändern in der Schwanzflosse, von denen sich eines an der Schwanzwurzel befindet und eines die Flosse hinten begrenzt. Erwachsene Tiere sind einheitlich schwarz, siehe hierzu https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/riesiger_schwarzer_piranha_eingetroffen__de/

Die Population aus dem Rio Tocantins ist besonders farbenprächtig. Im Gegensatz zu vielen anderen, derzeit noch Serrasalmus rhombeus zugeordneten Piranha-Populationen haben diese Tiere ein schönes rotes Band auf dem Kiemendeckel.

Diese Piranhas sind Einzelgänger und ernähren sich in der Natur vor allem von Flossen anderer Fische.

Für unsere Kunden: die 11-14 cm langen Tiere haben Code 292806 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern. Nur in geringer Stückzahl lieferbar!

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus geryi

8. Februar 2020

Wenn Ichthyologen abergläubisch wären, würden sie sicher glauben, Serrasalmus geryi sei ihnen geschickt worden, damit sie nicht verzweifeln. Keine andere Piranha-Art lässt sich in allen Altersstadien so sicher und zweifelsfrei bestimmen, wie dieser Endemit (d.h. er kommt ausschließlich dort vor) des Rio Tocantins in Brasilien. Der rotbraune Aalstrich macht S. geryi, der 20-25 cm lang wird, unverwechselbar. 

In der Natur ist diese Art, wie wohl die meisten Serrasalmus-Spezies, ein eher einzelgängerischer Flossenfresser. Aber es gibt einige Aquarianer, die diesen Piranha auch erfolgreich in Gruppen pflegen und sogar die Zucht ist bereits gelungen.

So pflegte ein uns bekannter Piranha-Fan seit mehreren Jahren eine funktionierende Gruppe S. geryi, die nach und nach zusammengeführt wurde. Die acht Tiere schwammen zunächst ca. 2 Jahren zusammen in einem 1.000 Liter fassenden, sehr langgestreckt gebauten Aquarium. Schwarmverhalten war nicht zu beobachten. Die Tiere waren danach zwischen 17 und 24 (!) cm lang.

Zum Ablaichen kam es, als die Fische wegen eines Krankenhausaufenthaltes vier Wochen vorübergehend in ein deutlich kleineres Becken umgesetzt werden mussten, in dem über den Zeitraum von vier Wochen KEIN Wasserwechsel durchgeführt wurde. Offenbar laichen diese Piranhas in der Natur also unter Trockenzeit-Bedingungen. Am Ablaichen war nur ein Paar beteiligt (es waren keine äußeren Geschlechtsunterschiede erkennbar), Brutpflege wurde nicht ausgeübt, die Fische betätigten sich als Freilaicher.

Derzeit haben wir einige sehr schöne Wildfänge dieser Art von10-12 cm Länge im Stock.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 291904 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus cf. sanchezi „Pará“

18. November 2019

Bei dem Versuch, Piranhas zu bestimmen, stochert man oft im Dunkeln. Die Unterschiede zwischen Jugend- und Erwachsenenform sind dramatisch, sowohl in Bezug auf körperliche Merkmale als auch in Bezug auf Farbmerkmale. Über die Jahrzehnte, die wir nun schon jugendliche Piranhas aus allen Teilen Südamerikas importieren, haben sich dennoch einige Merkmale in Kombination als recht zuverlässig herausgestellt: 1- ist ein dunkel pigmentierter Schulterfleck (= Humeralfleck) vorhanden oder nicht? 2 – Sind dunkle Bänder in der Schwanzflosse vorhanden und wo verlaufen sie (z.B. am Rand der Flosse, mitten durch oder an der Basis); 3 – die Farbe der Iris (rot oder messingfarben). Mit diesen wenigen Merkmalen lässt sich die Art schon recht gut eingrenzen.

Serrasalmlus sanchezi wurde erst 1964 wissenschaftlich beschrieben. Der Typusfundort liegt in Peru („Caño yarina“, am Ufer des Río Pacaya, Zufluss des Puinahua Canal, Arm des unteren Rio Ucayali). Jetzt haben wir 5-8 cm lange Piranhas aus dem brasilianischen Bundesstaat Pará erhalten, die in ihrer Merkmalskombination am besten S. sanchezi entsprechen. Da jedoch das Herkunftsgebiet ziemlich weit enternt vom Ucayali ist (ca. 2.000 km) haben wir uns entschlossen, sie als S. cf. sanchezi „Pará“ zu bezeichnen. Eine sehr ähnliche Zeichnung hat auch S. hollandi, der jedoch ein wesentlich stumpferes Kopfprofil aufweist. S. hollandi stammt aus dem Fluss-System des Rio Madeira.

Mit rund 15 cm Endgröße (diese Angabe stammt aus der wissenschaftlichen Literatur) bleibt S. sanchezi recht klein; es handelt sich um eine untereinander sehr aggressive Art, die am besten einzeln gepflegt wird.

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Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus manueli

11. Januar 2019

Dieser aus Venezuela beschriebene Piranha ist anhand seines charakteristischen Zeichnungsmusters in Verbindung mit dem Kopfprofil gut zu erkennen, sorgt aber trotzdem für große Verwirrung, da die in den Handel kommenden Fische aus völlig unterschiedlichen Gebieten kommen und dennoch nicht unterscheidbar sind. 

Beschrieben wurde S. manueli als Pygocentrus manueli aus dem Río Paraguaza, mittlerer Orinoko, Venezuela. Die Erstbeschreibung erfolgte in einer Zeitschrift, die nicht allgemein zugänglich ist und so wurde sie der wissenschaftlichen Gemeinschaft erst durch die Arbeiten von Machado-Allison, speziell Machado-Allison 2002, richtig bekannt. Daher wurden diese Piranhas vorher oft als Serrasalmus humeralis fehlidentifiziert. 

Zwei Merkmale machen S. manueli sehr besonders: erstens die meist vertikal verlängerten Körperpunkte und zweitens die Kopf­anatomie. Nur S. gouldingi hat als Jungfisch eine ebensolche Kopfform, wobei der Unterkiefer sehr massiv und rechteckig wirkt. S. gouldingi hat allerdings keinen Humeralfleck, der bei S. manueli immer deutlich ausgeprägt ist. 

S. manueli gehört mit über 35 cm Maximal-Länge zu den größten Piranha-Arten überhaupt. Erwachsene S. manueli haben ein rundes Kopfprofil, einen blutroten Kopf, einen großen Humeralfleck, einen weiß-silbrigen Körper und eine schwärzliche Schwanzflosse. Es gibt außer der Population in Venezuela noch eine Population im Rio Negro und im Rio Xingu in Brasilien. Wie alle Piranhas der Gattung Serrasalmus sollte auch diese Art normalerweise einzeln gepflegt werden, da sie Flossenfresser ist.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 292294 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Serrasalmus compressus – Ein spannender Piranha aus Peru

8. Oktober 2018

Kürzlich erhielten wir aus Peru eine Sendung etwa 5-9 cm langer Piranhas. Auf den ersten Blick konnte man zwei farblich deutlich voneinander abweichende Typen feststellen: eine Form mit relativ kleinen Punkten, viel Rot in der Afterflosse und relativ schmalem schwarzen Schwanzflossensaum, während die zweite Form größere Flecken, kaum Rot in der Afterflosse, dafür dort aber einen deutlich ausgeprägten schwarzen Saum und in der Schwanzflosse einen sehr breiten, kräftig schwarzen Saum aufweist. „Technisch“ gibt es aber kaum Unterschiede, also in Bezug auf die Körperform etc. 

Die Tiere mit den kleinen Punkten stimmen in jeder Hinsicht gut mit den Fischen überein, die wir relativ häufig aus Peru erhalten und als Serrasalmus compressus identifiziert haben. Die anderen Tiere gehören ganz sicher in die gleiche Verwandtschaftgruppe, nur gibt es keine wissenschaftlich akzeptierte Art, auf die die Merkmalskombination passt. Die einzige Unsicherheit besteht bezüglich Serrasalmus rhombeus; der große Schwarze Piranha kam ja schon gelegentlich aus Peru zu uns (siehe https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/riesiger_schwarzer_piranha_eingetroffen__de/), doch hat diese Art bereits als Jungfisch immer rote Augen (siehe https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/piranhas_serrasalmus_niger_de/). Da wir keinen passenden Namen finden konnten, bieten wir darum jetzt alle Tiere als Serrasalmus compressus an. Wir können jedoch nicht ausschließen, dass der Piranha mit dem hohen Schwarzanteil einer anderen, womöglich wissenschaftlich nicht beschriebenen Art angehört.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 291332 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer