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Colisa lalia jetzt Trichogaster fasciata?!

21. Oktober 2022

Schon seit fast 20 Jahren sind sich die Fischkundler uneinig, welche Regel der Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur bei den Fadenfischen Süd- und Südostasiens schwerer wiegt: die oberste Direktive, nach der sich der Stabilität und universellen Anwendbarkeit der wissenschaftlichen Namen alles andere unterzuordnen hat, oder die diversen Bestimmungen, die regeln, welche Namen bei Synonymen (also Mehrfachbenennungen der gleichen Gattung oder Art) gültig sind.

Diejenigen, die Stabilität wollen, benutzen Colisa für die westlichen und Trichogaster für die östlichen Fadenfische, diejenigen, die Regeln eher wie Juristen sehen, benutzen Trichogaster für die westlichen und Trichopodus für die östlichen Fadenfische. Dabei stehen sich beide Lager ziemlich unversöhnlich gegenüber, ein trauriges Beispiel dafür, wie es bei der wissenschaftlichen Benennung von Tieren und Pflanzen nicht laufen sollte.

Die zu den westlichen Fadenfischen gehörende Art Colisa/Trichogaster fasciata, die Bloch & Schneider 1801 beschrieben, war schon immer ein Problemfall in der Zoologie. Das der Beschreibung zugrunde liegende Exemplar ging verloren, die Zeichnung zu der Art ist ungenau und dort, wo die Fische herkommen sollen (Tranquebar in Indien, heutzutage Tharangambadi) konnten bis vor Kurzem keine Fadenfische irgendwelcher Arten gefunden werden, obwohl man intensiv danach suchte.

Bislang sah man in Colisa/Trichogaster fasciata entweder den großen Fadenfisch des Ganges-Brahmaputra-Systems, der 1822 beschrieben wurde und für den der Name Colisa/Trichogaster bejeus zur Verfügung steht oder (dazu zählt meine Wenigkeit) für eine als Wildform bislang nicht wiedergefundene südindische Art, die allerdings eher von der Westküste stammen dürfte (Tranquebar und Pondicherry (= Puducherry), von wo ebenfalls ein Fadenfisch beschrieben ist, liegen beide an der Ostküste; das Gebiet war ab 1673 bis zur indischen Unabhängigkeit französische Kolonie, weshalb sowohl Bloch & Schneider wie auch Cuvier & Valenciennes über dortige Häfen Naturalien beziehen konnten; das heißt aber nicht, dass die Fische dort auch gefangen wurden). 

Nun kam neues Leben in die Sache. Ein Autorenteam um J. D. M. Knight glaubt, dass der Fisch, den Bloch & Schneider beschrieben, unser altbekannter Zwergfadenfisch sei. Ihre These belegen sie damit, dass konservierte Zwergfadenfische eine rund erscheinende Schwanzflosse haben können und bei der Beschreibung von Trichogaster fasciatus durch Bloch explizit eine runde Schwanzflosse erwähnt wird. Allerdings hat in Wirklichkeit KEINE Fadenfischart eine runde Schwanzflosse und der Zwergfadenfisch Colisa lalia/Trichogaster lalius wurde erst ab 1999 in Südindien gefunden. Es ist extrem wahrscheinlich, dass die dortigen Zwergfadenfische auf ausgesetzte oder entwichene Zierfische zurückzuführen sind, die zu Bloch & Schneiders Zeiten dort nicht vorkamen. Trotzdem: Knight et al. sind sich so sicher, dass sie Colisa lalia/Trichogaster lalius zum ungültigen Synonym von Trichogaster fasciata erklären.

Jetzt hat der Zwergfadenfisch also drei „offizielle“ Namen, je nach persönlicher Meinung der damit befassten Wissenschaftler, und das in fünf Schreibweisen: Colisa lalia, Colisa lalius, Trichogaster lalia, Trichogaster lalius und Trichogaster fasciata. Ob man lalia oder lalius schreibt hängt davon ab, ob der Name lalius, den der Erstbeschreiber Hamilton 1822 wählte, ein Adjektiv oder ein Nomen ist; Hamilton äußerte sich nicht dazu. In erstem Fall heißt der Fisch lalia (Colisa und Trichogaster sind weiblich (femininum), dann ist die lateinische Wortendung bei Adjektiven -a), in zweiterem, wenn lalius also ein Nomen ist, bleibt er unverändert, egal wie das Geschlecht des Gattungsnamens ist. Bei fasciata/fasciatus (latein für gestreift) stellt sich diese Frage nicht, das ist unbestritten ein Adjektiv und muss im Geschlecht der Gattung angepasst werden. Der Gestreifte Fadenfisch, der bisher als Colisa/Trichogaster fasciata bezeichnet wurde, soll nach Knight et al. Trichogaster bejeus heißen.

Bei uns heißen der Zwergfadenfisch und seine Zuchtformen auf der Stockliste weiterhin Colisa lalia. Das hat technische und betriebswirtschaftliche Gründe, so sind wir aber zugleich fein raus aus diesem Namenskuddelmuddel. Die Bilder zu diesem Post zeigen Colisa lalia „Neon Colour“, Code 411605, „Flame Red“, Code 411705, „Cobalt“, Code 411555 und wildfarben, Code 411505 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Literatur

Knight, J. D. M., Nallathambi, M., Vijayakrishnan, B. & P. Jayasimhan (2022): On the identity of the banded gourami Trichogaster fasciata with notes on the taxonomic status of Trichopodus bejeus (Teleostei: Perciformes: Osphronemidae). Journal of Fish Biology: [1-5].

Text & Photos: Frank Schäfer

Colisa fasciata wild

13. Juni 2019

Eigentlich weiß niemand so ganz genau, was Colisa fasciata ist; denn das Exemplar, auf dem die Erstbeschreibung beruht, ging in den Wirren der französischen Revolution verloren und dort, wo es herstammen soll (Tranquebar im Süden Indiens) gibt es überhaupt keine Fadenfische. Darum nennt man derzeit alles, was nicht Colisa lalia, C. chuna oder C. labiosa ist, einfach C. fasciata

Die bildhübschen Wildfänge, die wir gerade wieder einmal aus Bengalen erhalten haben, zeichnen sich durch ihre besonders enge Streifung aus. Diese spezielle Form wird normalerweise etwa 4-5 cm, ganz selten auch einmal 6-7 cm groß, ist also bezüglich der Größe mit den Zuchtformen vom Zwergfadenfisch (C. lalia) vergleichbar.

Die friedlichen, manchmal etwas scheuen Tiere sollten in gut bepflanzten Aquarien mit anderen friedlichen Fischen gepflegt werden. Am schönsten sind sie bei 26-32°C, aber man sollte bedenken, dass die Wassertemperatur in den natürlichen Lebensräumen jahreszeitlich bedingt durchaus bis auf 16°C absinken kann. Während diese Tiere in der Natur kaum ein Jahr alt werden, erreichen sie im Aquarium oft die 4-5fache Lebensdauer.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 411203 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Haludaria fasciata, die Glühkohlenbarbe (früher: Barbus fasciatus)

12. November 2018

Im Süden Indiens erhebt sich das uralte Hochplateau des Dekkan, das bereits entstand, als Indien noch ein Teil von Afrika war. Von hier fließen zahlreiche kleine Flüsse direkt in den Indischen Ozean ab und in vielen dieser Flüsse haben sich aufgrund der geografischen Isolation eigene Farbvarianten, Unterarten oder Arten von Süßwasserfischen gebildet. Besonders die Barben und Schmerlen finden sich hier in großer Formenvielfalt, die bislang übrigens wissenschaftlich noch nahezu unerforscht ist.

Ein typischer Fisch dieser Region ist die Glühkohlenbarbe, Haludaria (früher Barbus oder Puntius) fasciata. Auf sie trifft das oben gesagte voll zu, es gibt viele Farbschläge von ihr in den unterschiedlichen Flüssen. Aquaristisch am attraktivsten sind rote Varianten, es gibt sie aber auch in gelb und orange.

Wir haben immer wieder ganz herrliche Wildfangexemplare im Stock, die ein fantastisch tiefes Rot als Grundfarbe haben. Die Männchen scheinen förmlich von innen zu glühen. Die Glühkohlenbarbe wird rund 8 cm lang und ist vollkommen friedlich. Als Barbe nascht sie schon einmal an zarten Pflanzenteilen, wenn sie nicht ausreichend mit pflanzlicher Nahrung versorgt wird. Die Wasserzusammensetzung ist nebensächlich, die Temperatur sollte um 26°C betragen. Eine „Winterruhe“ von 6-8 Wochen bei Temperaturen zwischen 18 und 22°C wirkt sich sehr positiv auf die Fische aus, ist aber nicht zwingend notwendig.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 369523 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer