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Dario tigris – der „Black Tiger“ wurde wissenschaftlich beschrieben

27. Mai 2022

Den niedlichen Flame Red Zwergblaubarsch (Dario hysginon) haben wir ziemlich regelmäßig im Stock. Er stammt aus Burma (Einzug des Irrawaddy, Myitkyina District, Kachin State). Weitere Bilder der Art finden Sie hier: https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/dario_hyginon_2__de/ 

Teilweise gemeinsam mit dem Flame Red kommt in der Natur ein weiterer Zwergblaubarsch vor, der bereits in der wissenschaftlichen Erstbeschreibung erwähnt wird: der „Black Tiger“. Bezüglich der messbaren Werte unterscheidet sich der Flame Red nicht wesentlich vom Black Tiger und darum wurden beide lange „offiziell“ auch lediglich als Farbvarianten der Spezies Dario hysginon geführt. Aquarienbeobachtungen sprachen allerdings dafür, dass es sich um getrennte Arten handelt, denn sie kreuzen sich im Aquarium nicht.

Nun haben die Entdecker des „Black Tiger“, die ihn ursprünglich aufgrund der geringen Materiallage und der Tatsache, dass er gemeinsam mit Dario hysginon vorkommt nur als Variante von D. hysginon einstuften, ihn doch noch als eigenständige Art beschrieben. Er heißt jetzt offiziell Dario tigris Britz, Kullander & Rüber, 2022. Die Hauptunterschiede zu D. hysginon liegen in der Färbung und genetischen Differenzen, es gibt auch kleinere anatomische Unterschiede zwischen den beiden (im Durchschnitt weniger Rückenflossenstacheln und Wirbel bei D. tigris). Außerdem stellten die Autoren fest, dass Dario tigris nur manchmal zusammen mit D. hysginon lebt. Typuslokalität von Dario tigris ist ein namenloses Flüsschen im Kachin State südlich von Mogaung.

Leider ist es unmöglich, die beiden Arten in Schreckfärbung sicher voneinander zu unterscheiden, weshalb immer wieder einmal ein gewisser Mix bei uns ankommt. Ausgefärbte Tiere sind dagegen kaum zu verwechseln. Die Weibchen des Black Tiger haben übrigens, genau wie die Männchen, ein Punktmuster im Nacken, wodurch man sie ganz gut von gestreiften Weibchen des Flame Red unterscheiden kann.

Für unsere Kunden: Dario hysginon hat Code 413783, D. tigris 413796 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir Flame Red und Black Tiger nicht zu 100% sortieren können und ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer 

Literatur:

Britz, R., Kullander, S. O. & L. Rüber (2022): Dario tigris and Dario melanogrammus, two new species of miniature chameleon fishes from northern Myanmar (Teleostei: Badidae). Zootaxa 5138 (1): 001–016 

Botia dario

23. Februar 2022

Jetzt ist Saison für die sehr schöne und relativ kleinbleibende Prachtschmerle Botia dario aus Indien. Gewöhnlich wird die Art 6-8 cm lang, als Rekordgröße sind in der Literatur 15 cm angegeben, aber es ist nicht klar, ob es sich dabei nicht um Verwechslungen handelt.

In Indien und angrenzenden Ländern ist die Art im System des oberen Brahmaputra, also am Fuß des Himalaya, verbreitet. Dort kann es gelegentlich recht kühl werden; Botia dario ist also ein Energiespar-Fisch, der, wenn das Aquarium in einem Wohnraum steht, keiner zusätzlichen Aquarienbeheizung bedarf. Wassertemperaturen zwischen 16 und 28°C stellen den Wohlfühlbereich des munteren Schwarmfisches dar, der im übrigen ein eifriger Schneckenvertilger ist. Wichtig ist allerdings, dass die Wassertemperaturen langsam – über Tage hinweg – ansteigen oder absinken, rasche Temperaturwechsel verträgt Botia dario ebenso wenig wie irgend ein anderer Fisch.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 399005 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Dario kajal

7. Dezember 2018

Die ersten Berichte über einen neuen Zwergblaubarsch tauchten im Juni 2004 auf. Nonn Panitvong, ein begeisterter thailändischer Aquarianer, hatte die Tiere in Bangladesch gefunden. Panitvong gab keinen genaueren Fundort bekannt, sagte aber, er fing die Tiere in einem Tümpel bei einem Reisfeld, zusammen mit Danio rerio, Oryzias sp., Channa sp., Colisa chuna u.a.

In der deutschsprachigen Literatur wurde der neue Dario zunächst von Alexander Dorn vorgestellt, der sie auf private Initiative aus Thailand importieren und auch vermehren konnte (Dorn, 2006). In Thailand wurden die Fische, die nur etwa zwei Zentimeter Gesamtlänge erreichen, in einer Zoohandlung als Dario sp. „Bangladesh“ angeboten; das macht es ziemlich wahrscheinlich, dass es sich um den ursprünglich von Sanitvong gesammelten Stamm handelte. Dorn, der die Fische auch in schönen Bildern dokumentierte, schlug den deutschen Gebrauchsnamen „Kirschfleck-Dario“ vor.

Danach wurde es eine ganze Weile still um das niedliche Fischchen. Erst 2009 begannen indische Exporteure die Art unter dem Namen Dario sp. „Jaintia Hills“ regulär anzubieten (Werth, 2009). Weitere, allerdings kaum gebräuchliche Handelsnamen sind Dario „Kishore Ganj“ und Dario „Black Fin“. Es kamen zwar keine großen Stückzahlen, jedoch standen von da an jährlich eine paar hundert Exemplare für interessierte Aquarianer in Europa zur Verfügung. Als Zusatzinformation erfuhr man nun, dass diese Tiere im indischen Bundesstaat Meghalaya gefunden würden, und zwar in recht großer Höhe. Ein großer Teil von Meghalaya wird von zwei Bergketten, den Khasi- und den Jaintia-Bergen gebildet; die dort lebenden Bergstämme genossen bereits zu britischer Kolonialzeit Autonomie-Status. Meghalaya grenzt im Norden an Bangladesch an. Eine Besonderheit gibt es bei Meghalaya-Fischen: sie brauchen es zeitweise im Jahr etwas kühler. Manche Importe machten große Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung, bis wir von den Exporteuren erfuhren, dass sie bei teils nur 14°C gefangen wurden. Da wurde manches klar…

Etwa 10 Jahre nach der Entdeckung wurde die neue Dario-Art von Ralf Britz und Sven O. Kullander wissenschaftlich beschrieben. Sie wählten den treffenden Namen Dario kajal für die Tierchen, denn ein wirklich gutes Erkennungsmerkmal der Art sind die schwarzen Augenstreifen. 

Der Beschreibung lagen Tiere zugrunde, die allesamt in dem kleinen Fluss Seinphoh bei Umolong (Meghalaya, Jaintia Hills) gesammelt worden waren. Für uns Aquarianer kann der Augenstreifen, der in dieser Form bei keiner anderen der weiteren beschriebenen Dario-Arten auftritt, als Bestimmungsmerkmal genügen. 

Im Aquarium sind alle Dario in etwa gleich zu behandeln. Am besten pflegt man die konkurrenzschwachen Fische in Artenaquarien, die ruhig klein sein können, denn die Männchen bilden lediglich kurzzeitig Laichreviere. Gewöhnlich sind Dario Saison-Dauerlaicher, d.h. sie laichen, wenn Wassertemperatur und Nahrungsangebot passen, so gut wie täglich ab. Erst im Winter – alle Arten außer D. urops kommen aus subtropischen Gefilden, wo es empfindlich kühl werden kann – wird das Fortpflanzungsverhalten eingestellt. Sicher fressen Dario auch mal ein Ei oder Jungfisch, doch stellen sie ihnen nicht gezielt nach. So kommen, entsprechend feines Futter vorausgesetzt, auch im Hälterungsbecken immer ein paar Junge hoch. Leider kann man auf die Dauer Dario scheinbar nicht mit Artemia-Nauplien als Allein- oder Hauptfutter ernähren, wie es bei den Prachtguramis (Parosphromenus) so schön möglich ist. Man braucht also eine Lebendfutterquelle. Dario fressen zwar durchaus Frostfutter, doch ist das in kleinen Art-Aquarien kaum richtig zu dosieren und belastet das Wasser sehr. Bezüglich der Wasserwerte braucht man bei Dario keine Verrenkungen zu machen. Alles Wasser, das als Trinkwasser taugt, taugt auch zur Pflege der Zwergblaubarsche.

Text & Photos: Frank Schäfer

Literatur: 

Britz, R. & S. O. Kullander (2013): Dario kajal, a new species of badid fish from Meghalaya, India (Teleostei: Badidae). Zootaxa 3731 (3): 331-337

Dorn, A. ( 2006): Eine vierte Dario-Art. Datz 59 (9): 21

Werth, A. (2009): Importnachrichten. Dario sp. „Jaintia Hills“. Datz 62 (6): Aquarien-Praxis: 14