Aus Peru erreichte uns eine größere Stückzahl Tatia und dank dieses Importes können wir nun ein über 10 Jahre altes Rätsel lösen. Denn 2011 erhielten wir aus diesem Land einfarbige Tatia, die sich keiner bekannten Art zuordnen ließen (https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/tatia_sp_tahuayo_river_de/). Nun ist klar: es handelt sich um eine einfarbige Farbvariante von T. intermedia. Meist ist T. intermedia mit hellen, kurzen, waagerechten Strichen gezeichnet; viele der aktuellen Importe weisen diese auch auf, aber es gibt auch Exemplare mit nur wenigen Strichelchen – und eben die einfarbig dunklen.
Interessant ist die hell reflektierende untere Augenhälfte der Fische; denn die ist offenbar ein Restlichtverstärker, der den Fischen hilft, bei ihrer nächtlichen Jagt auf ins Wasser gefallenen Landinsekten ihre Beute auszumachen. Werden die Fische nicht angeblitzt, sieht man das nicht.
Tatia intermedia wird rund 15 cm lang und ist überwiegend nacht- und dämmerungsaktiv. Es sind im Prinzip friedliche Fische, doch werden selbstverständlich sehr kleine Fische bis ca. 4 cm Länge als Futter angesehen.
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Als vor einigen Jahren die ersten schwarz-weißen „Tatia“ im Zierfischhandel erschienen, wurden sie als Sensation gefeiert. (siehe https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/centromochlus_sp_ninja_de/ und https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/tatia_musaica_de/). Man identifiszierte diese aus Brasilien stammenden Fische als Tatia musaica. Im Jahr 2017 veröffentlichte ein Wissenschaftler-Team eine Studie über Centromochlus-Arten und beschrieb die bisher als Tatia musaica bekannte Art aus Brasilien (Einzug des Rio Nhamunda) als neue Art Centromochlus orca. Sie bestätigten allerdings Tatia musaica als gültige Art aus dem Rio Orinoko. Der „echte“ Tatia musaica unterscheidet sich farblich durch den höheren Schwarzanteil in der Färbung von C. orca. Verwunderung rief hervor, dass diese beiden einander so ähnlichen Arten in unterschiedlichen Gattungen untergebracht wurden.
Leider hatte dieses Wissenschaftler-Team eine Arbeit von Steven Grant aus dem Jahr 2015 übersehen, in der Grant mehrere neue (Unter-)Gattungen aufstellte, darunter Sauronglanis für die damals als T. musaica identifizierte Art. Jetzt gab es also schon drei Gattungsnamen für die kleinen (5-6 cm langen) schwarz-weißen Tatias!
Ein weiteres Wissenschaftler-Team veröffentlichte 2019 eine Studie über die verwandtschaftlichen Zuordnungen der Trugdornwelse, in der beide Arten (orca und musaica) wieder zu Tatia gestellt wurden, Sauronglanis wurde zum Synonym von Tatia erklärt.
Das blieb nicht unwiedersprochen; in einer 2020 veröffentlichten Studie wurden beide Arten wieder umgruppiert und diesmal in Centromochlus gestellt, sollten jetzt also C. orca und C. musaicus heißen. Und Grant ist noch nicht überzeugt, dass seine Gattung Sauronglanis wirklich ein Synonym ist, wie er in seinem 2021 erschienenen Buch über Bratpfannen-, Dorn- und Trugdornwelse schreibt.
Wir haben jetzt jedenfalls hübsche schwarz-weiße Trugdornwelse aus dem Orinoko im Stock, bei denen es sich zweifellos um die ursprünglich als Tatia musaica beschriebene Art handelt, zu welcher Gattung auch immer man sie zuordnen mag.
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Text & Photos: Frank Schäfer
Literatur:
Calegari, B. B., Vari, R. P. & R. E. Reis (2019): Phylogenetic systematics of the driftwood catfishes (Siluriformes: Auchenipteridae): a combined morphological and molecular analysis. Zoological Journal of the Linnean Society v. 187 (no. 3): 661-773.
Grant, S. (2015): Four new subgenera of Centromochlus Kner, 1858 with comments on the boundaries of some related genera (Siluriformes: Auchenipteridae: Centromochlinae). Ichthyofile No. 3: 1-16.
Grant, S. (2021): Banjos, Dorads and Woodcats. Aspredinidae, Doradidae and Auchenipteridae Catfishes. ATS-Aquashop, Neustadt am Rübenberge: 1-300.
Sarmento-Soares, L. M., Lazzarotto, H., Rapp Py-Daniel, L. H. & R. P. Leitão (2017): A new Centromochlus Kner, 1858 (Siluriformes: Auchenipteridae: Centromochlinae) from the transition between Amazon floodplain and Guiana shield, Brazil. Neotropical Ichthyology v. 14 (no. 4): 1-11.
Sarmento-Soares, L. M. & R. F. Martins-Pinheiro (2020): A reappraisal of phylogenetic relationships among auchenipterid catfishes of the subfamily Centromochlinae and diagnosis of its genera (Teleostei: Siluriformes). Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia v. 167: 85-146.
Trotz ihres weitgehend nachtaktiven Wesens haben die Trugdornwelse inzwischen eine kleine Fangemeinde hinter sich geschart, die sie begeistert pflegt und züchtet. Sicherlich trägt dazu bei, dass diese Welse eine innere Befruchtung haben, wodurch die Weibchen irgendwann ohne unmittelbares Zutun eines Männchens ein befruchtetes Gelege produzieren können, da die Befruchtung bereits Tage oder Wochen vorher stattfand. Dieses Verhalten fasziniert viele Züchter.
Aktuell konnten wir die nur sehr selten angebotene Art Tatia gyrina aus Peru importieren. Dabei handelt es sich um eine ziemlich kleine Art. Insgesamt sind unsere größten Exemplare ca. 5 cm lang (also inklusive Schwanzflosse). Die Männchen sind erkennbar an der modifizierten, zu einem Begattungsorgan umgewandelten Afterflosse. Außerdem sind sie deutlich schlanker und etwas größer als die Weibchen.
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Der Trugdornwels Tatia dunni konnte von uns 2010 erstmals importiert werden (http://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/tatia_dunni_de/). Von diesen Tiere übernahm der leider kürzlich überraschend verstorbene Züchter Jürgen Hattenberger einige Tiere und baute einen Zuchtstamm auf. Seither belieferte er uns gelegentlich mit Nachzuchtexemplaren. Aus diesem Stamm konnte er auch eine pigmentarme Variante entwickeln, die er Tatia dunni „White“ nannte.
Wir haben jetzt aus der Auflösung der Anlage von J. Hattenberger sowohl „normale“ wie auch erstmals weiße Tatia dunni erhalten. Hoffen wir, dass die interessanten Tiere dem Hobby erhalten bleiben!
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Text & Photos: Frank Schäfer
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