Es gibt drei Arten von Apistogramma, die selbst ein sehr erfahrener Apistogramma-Liebhaber nicht sicher auseinanderhalten kann: A. uaupesi (wissenschaftlich beschrieben 1980 aus dem Rio Uaupes in Brasilien, vorher durch Schmettkamp mit dem Trivialnamen „Segelflossen-Apistogramma“, später von verschiedenen Autoren als „Rotkeil“- oder „Blutkehl-Apistogramma“ bezeichnet), A. flabellicauda und A. lineata; die beiden letzteren wurden 2011 aus dem oberen Orinoko-Einzug in Kolumbien beschrieben. Es ist schon seit Jahrzehnten bekannt, dass A. uaupesi extrem polychromatisch ist, d.h., dass zumindest die Männchen sehr unterschiedlich aussehen können. Dabei berichten Aquarianer immer wieder, dass innerhalb der gleichen Brut stets unterschiedliche Farbformen auftreten. Das entspricht auch der Situation in der Natur, wo unterschiedlich gefärbte und gezeichnete Männchen am gleichen Fundort angetroffen werden. Da A. flabellicauda und A. lineata ausschließlich aufgrund von Farbmerkmalen beschrieben worden sind, die sich zudem bei Nachzuchten nicht als konstant herausstellten, wird die Berechtigung dieser beiden Arten immer wieder in Frage gestellt.

Eine „endgültige“ Entscheidung zu dieser Frage gibt es nicht und sie ist auch nicht zu erwarten. Im Grunde genommen ist es auch egal, ob ein Apistogramma als A. flabellicauda oder als A. uaupesi „oberer Orinoko“ bezeichnet wird. Andererseits gibt es immer die Gefahr, dass die so wichtigen Fundortangaben bei der Weitergabe von Exemplaren an andere Liebhaber verloren gehen. Darum ist es in solchen Fällen durchaus sinnvoll, einen abweichenden wissenschaftlichen Namen zu verwenden, wenn er denn zur Verfügung steht, unabhängig davon, ob man ihn für gültig oder für ein Synonym hält. Denn auch wenn A. uaupesi, A. flabellicauda und A. lineata nach der Mehrheit der existierenden Artkonzepte höchstwahrscheinlich Synonyme zueinander sind, ist das für die züchterische Praxis ohne Bedeutung. Dort ist es wichtig, die genetische Identität von Populationen, also von Angehörigen der gleichen Art, die aber unter natürlichen Bedingungen keinen Kontakt miteinander haben, zu erhalten. Nur solche Tiere sind aus der Sicht von Artenschutz und Systematik erhaltenswert, während Kreuzungen unterschiedlicher Fundortformen zu einem Haustier führen. Haustiere sind zwar für die Belange von Gesellschaftsaquarien durchaus tauglich, haben aber darüber hinaus keinen Wert.
Apistogramma flabellicauda sind, genau wie die beiden anderen „Arten“, an ziemlich spezielle Biotope angepasst. Übereinstimmend wird berichtet, dass im natürlichen Lebensraum der Boden aus feinem weißen Sand besteht. Innerhalb des Biotopes sind es vor allem Totholz und Totlaub-Ansammlungen, die die Unterwasserlandschaft strukturieren. Das Wasser ist klar und sauber, der pH mit rund 4,5 sehr niedrig, eine Härte kaum nachweisbar. Die genannten Faktoren sind für die Pflege insofern wichtig, als dass ihre Auswirkungen auf die Fische nachgeahmt werden müssen. Feiner Sandboden wird zum Durchkauen benötigt, sonst drohen Erkrankungen im Mund- und Rachenraum. Niedriger pH und kaum Härte sorgen für niedrigen Keimdruck im Wasser. Wenn man diesen anders garantieren kann, können beide Werte auch vernachlässigt werden. Nur zur Zucht muss man auf naturnahe Wasserwerte achten, sonst entwickelt sich der Laich nicht. die Wassertemperatur sollte im Bereich von 24-28°C liegen, zur Zucht im oberen, zur normalen Pflege im unteren Bereich. Gefressen wird so ziemlich jedes übliche Zierfischfutter passender Größe, vor Tubifex und Roten Mückenlarven ist allerdings dann zu warnen, wenn sie aus organisch stark verschutzten Gewässern stammen. Gut gespülte und ausgehälterte, also bakterienarme Tubifex und Rote Mückenlarven sind zumindest bei uns im Großhandel allerdings als unbedenklich anzusehen.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 619152 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer


