Die Gattung Brycon umfasst etwa 45 Arten, die über weite Teile Süd- und Mittelamerikas verbreitet sind. In der Aquaristik spielen sie kaum eine Rolle, als Speisefische sind sie hingegen von sehr großer Bedeutung. Es handelt sich um mittelgroße bis große Fische. Die kleinsten Arten gehören zum Komplex um B. pesu (ca. 16 cm Standardlänge, also ohne Schwanzflosse), die größten – deren eindrucksvolles Aussehen auf Unterwasser-Aufnahmen den Blick in Bann zieht und unsere Vorstellung von Brycon-Arten ganz allgemein prägt – können bis über 70 cm Standardlänge erreichen.
Die Art Brycon pesu wurde bereits 1845 wissenschaftlich beschrieben. Seither nennt man alle kleineren Brycon-Arten mit schwarzem Schwanzflossenband und/oder schwarzer Fettflosse aus Brasilien, Bolivien, Ecuador, Französisch Guiana, Guyana, Kolumbien, Peru, Surinam und Venezuela „Brycon pesu“. Es wird bereits seit Jahrzehnten fest davon ausgegangen, dass es sich dabei nicht um eine einzelne Art, sondern um einen Artenkomplex handelt. Der eigentliche Brycon pesu käme dann wohl nur im Guyana-Schild vor. Wir haben jetzt erstmals Brycon aus dem Komplex um B. pesu aus dem Araguaia/Tocantins-Becken in Brasilien erhalten. Die dort vorkommenden B. cf. pesu wurden erst kürzlich in einer wissenschaftlichen Arbeit untersucht (Panarari-Antunes et al, 2008). Dabei stellte man fest, dass die zwei farblich unterschiedlichen Typen von „Brycon pesu“ aus diesem Gewässersystem tatsächlich zwei verschiedene, genetisch klar darstellbare Arten sind. Die eine Art hat als eindeutiges äußeres Erkennungszeichen einen roten Streifen in der Afterflosse, die andere nicht.
Leider haben wir die Art ohne roten Streifen erhalten (die andere wäre sicherlich noch attraktiver). Wir benennen sie nach dem Vorschlag in Panarari-Antunes et al. Brycon cf. pesu1. Dieser Brycon hat zwar keine besonders auffälligen Farben, aber dennoch ist er unserer Meinung nach eine Bereicherung für das Hobby. Salmler dieser mittleren Größenklasse, die ein Aquarium mit mittelgroßen Buntbarschen und Welsen beleben, sind nämlich eher rar. Zu den Pflegeansprüchen von Brycon cf. pesu1 ist nicht allzuviel zu sagen. Es sind lebhafte Schwarmfische, verspielt und friedlich. Da es sich um einen Erstimport handelt, können wir noch keine Langzeiterfahrungen mitteilen. Unsere Tiere akzeptieren willig jedes gängige Zierfischfutter, die Wassertemperatur kann zwischen 22 und 25°C betragen, wahrscheinlich auch etwas mehr. Andere Fischarten aus dem Araguaia/Tocantins haben eine gute Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Wasserparameter (pH und Härte) bewiesen. In der Natur ist das Wasser dort weich und leicht sauer. Das Aquarium für Brycon-Arten muss gut abgedeckt sein, denn es sind exzellente Springer.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 212713 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Literatur:
Panarari-Antunes, R. S., Prioli, A. J., Prioli, S. M. A. P., Júlio Jr, H. F., Agostinho, C. S., & L. M. Prioli (2008): Molecular variability in Brycon cf. pesu Müller and Troschel, 1845 (Characiformes: Characidae) from the Araguaia-Tocantins basin. Genetics and Molecular Research, 7(1), 95-106.
Text & Photos: Frank Schäfer