Der weltweite Verlust an Biodiversität, also an Artenvielfalt, ist furchtbar. Besonders an der Natur interessierte Menschen, und dazu zählen Aquarianer in besonderem Maße, empfinden das Aussterben von Arten nahezu als körperlichen Schmerz. Kleine Fischarten gehören zu den wenigen Organismen, die sich sehr gut für eine Erhaltungszucht über einen sehr langen Zeitraum und viele Generationen eignen. Das ist eine erwiesene Tatsache und schon mehrere Fischarten, die in der Natur ausgestorben sind, leben in Aquarien weiter. So besteht die Chance, dass künftige Menschheitsgenerationen die Fehler, die unsere Generation macht, rückgängig machen kann und einstmals ausgestorbene Arten aus dem Aquarium wieder in einen renaturierten Lebensraum zurückkehren können.

Meistens sind vom Aussterben akut bedrohte Arten auf den ersten Blick leider wenig attraktiv. Das ist schade, denn die beste Lebensversicherung für eine Tierart ist immer noch eine möglichst große Nachfrage im Handel. Dann sind viele Züchter daran interessiert, diese Nachfrage zu befriedigen und die Erhaltungszucht steht auf festen Füßen – wenn auch nicht unbedingt aus ideellen Gründen.
Fundulus julisia ist ein Beispiel einer hochgradig bedrohten Art, die nur von sehr wenigen Spezialisten gepflegt und gezüchtet wird. Aufgrund großflächiger Veränderung der Umwelt im ursprünglichen Lebensraum im US-amerikanischen Bundesstaat Tennessee durch Gewässerverbauung und Landwirtschaft ist die einstmals recht weit verbreitete Art auf die Quellregionen einiger weniger kleiner Bäche zurückgedrängt worden. Dort werden die zur Laichzeit prachtvoll bunten Männchen von fischfressenden Vögeln (z.B. Reihern) sehr leicht erbeutet. Hinzu kommt, dass großflächig ausgesetzte Gambusen die Jungtiere des Fundulus fressen. Das Überleben von Fundulus julisia in der Natur ist deshalb so eine Art Tanz auf der Rasierklinge: es kann jederzeit etwas schiefgehen.
Wir bieten seit einigen Jahren F. julisia aus deutschen Hobbyzuchten an. Diese Tiere werden von den Züchtern unter naturnahen Bedingungen im Freiland gehalten. Wir bekommen im Herbst, wenn die Fische in die Überwinterung kommen, den Überschuss an Nachzuchten. Leider zeigen die Tiere dann nur andeutungsweise, was farblich in ihnen steckt. Das steht einer breiten Vermarktung im Wege. Nur Kenner und Könner wissen, welchen Schatz sie sich einhandeln, wenn sie Fundulus julisia in einem Aquarium einen (Über-)Lebensraum geben.
Hier noch die Pflegedaten in Stichpunkten: Wasser: nicht zu weich und leicht alkalisch, Leitungswasser ist in der Regel sehr gut geeignet. Temperatur: jahreszeitlich unterschiedlich. Eine Überwinterung bei 10-15°C unter Kurztagbedingungen (weniger als 10 Stunden Licht am Tag) ist notwendig, sonst kommen die Tiere im folgenden Frühjahr nicht in Paarungsstimmung. Restliches Jahr 18-26°C. Futter: alle übliche Trocken-, Frost- und Lebendfutter werden gerne angenommen. Sozialverhalten: friedlicher Fisch, der gerne im Trupp mit Artgenossen schwimmt. Geschlechtsunterschiede: Männchen bunter, mit viel größerer Afterflosse, mit hellem Band am Rand der Rücken-und Schwanzflosse (außerhalb der Fortpflanzungszeit schwer zu erkennen). Größe: 6-8 cm.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 326602 (sm) und 326603 (lg) auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer


