Nomorhamphus celebensis und N. towoetii

22. August 2025

Die meisten Arten der Nomorhamphus-Halbschnäbler kommen von der Insel Sulawesi (früher: Celebes). Einige, wie N. ebrardtii oder N. rex, werden hauptsächlich als Wildfang gehandelt, andere, darunter N. liemi, auch als Nachzucht. Überhaupt nur sehr selten im Handel ist sind Schwarze Celebes-Halbschnäbler. Wir können manchmal Nachzucht-Tiere von Nomorhamphus celebensis von 4-6 cm Länge anbieten, manchmal auch Wildfänge. Dann wird es kniffelig, da wir die genauen Fundorte nicht kennen und ohne sie eine exakte Artenzuordnung kaum möglich ist. Es gibt drei wissenschaftlich beschriebene Arten der Schwarzen Celebes-Halbschnäbler: den schon erwähnten N. celebensis, dazu N. towoetii und N. aenigma. Eine weitere, im Hobby verbreitete Art, die sich durch eine orangefarbene Zone im Bereich der Rückenflosse auzeichnet, ist noch Gegenstand von Debatten. Gegenwärtig halten die meisten Autoren sie für eine Farbform von N. towoetii. Im Grunde wäre das ja egal, aber es gibt Verhaltensunterschiede. N. celebensis ist der friedlichste aller Halbschnäbler, N. towoetii gilt hingegen als sehr zänkisch. Zu N. aenigma gibt es diesbezüglich noch keine Beurteilungen, die uns bekannt wären.  

Beginnen wir mit N. celebensis: Diese Art ist zwar nicht so farbenprächtig, aber dafür friedlich. Man kann sie sowohl untereinander wie auch mit artfremden Fischen gut vergesellschaften. Während der Balz werde die Männchen Tiere tiefschwarz mit hellen senkrechten Binden. In früheren Berichten (vor ca. 1980) wurde vor allem der damals wissenschaftlich noch nicht beschriebene N. liemi als N. celebensis bezeichnet. Diese Pflege und Zuchtberichte, in denen die Männchen als sehr territorial bezeichnet werden, beziehen daher nicht auf den „echten“ N. celebensis. Während die Männchen dieser lebendgebärenden Art mit rund 6 cm Länge ihr Wachstum einstellen, können die Weibchen mit ca. 10 cm erheblich größer werden. Bei der Zucht ist es entscheidend, die Jungtiere vor den Eltern zu retten, denn die sind sehr kannibalisch. Trächtige Weibchen darf man nicht zu spät in das Wurfaquarium umsetzen, sonst kommt es eventuell zu Totgeburten, aber auch nicht zu früh, denn die lebhaften Tiere mögen freien Schwimmraum. Man sieht: auch die Zucht der vermeintlich „einfachen“ Lebendgebärenden hat ihre Tücken.

Nun zu N. towoetii: wie schon erwähnt, gilt diese Art als zänkisch. Sie bleibt kleiner als N. celebensis, die Weibchen erreichen höchstens 8 cm Länge, Männchen 5-6 cm. Der sicherste Unterschied zwischen den beiden Arten N. celebensis und N. towoetii ist, dass bei N. celebensis die Weibchen immer grau bleiben, während sich die Weibchen von N. towoetii fast so schwarz wie die Männchen färben können. Aktuell (Juli 2025) haben wir Wildfänge importieren können, bei denen es sich aufgrund der Färbung der Weibchen um N. towoetii handeln müsste, die allerdings untereinander ausgesprochen friedlich sind und sogar gerne in Schulen schwimmen.

Die seltsame Maulform lässt vermuten, dass diese Fische vor allem Insekten fressen, die auf die Wasseroberfläche fallen. Im Aquarium nehmen sie aber sehr gerne Flockenfutter. Diesbezüglich ist die Pflege leicht. Nomorhamphus findet man in kühlen Fließgewässern. Sie brauchen nicht unbedingt starke Strömung, aber sauberes Wasser. Gute Filterung und regelmäßige Wasserwechsel sind daher oberste Pflicht. Leider bestehen vor allem in der wissenschaftlichen Literatur gravierende Fehlinformationen über das Vorkommen der Fische, die zu schweren Fehlern in der Pflege führen können. So ist laut Literatur N. celebensis im Poso-See heimisch, N. towoetii im Towuti-See. Sie kommen und kamen dort aber nicht vor, sondern in den kühlen Zuflüssen des Berglandes, manchmal auch in Abflüssen. Im Poso-See liegt die Wassertemperatur gewöhnlich zwischen 27 und 28°C, das Wasser ist leicht alkalisch (pH um 8) und das Wasser ist relativ weich (Gesamthärte um 5° dH, davon 4° KH). In den Bächen, in denen Nomorhamphus leben, steigt die Temperatur aber kaum einmal über 22°C!

Leider gehört Nomorhamphus celebensis (zumindest auf dem Papier) zu den stark bedrohten Tierarten. Als Hauptursache dafür werden die invasiven Fischarten, die in den Poso-See eingesetzt wurden, Wasserverschutzung aus unterschiedlichen Quellen und die intensive Speisefischerei angegeben. Wenn man aber bedenkt, dass im See selbst höchstens verirrte Nomorhamphus existieren, relativiert sich diese Einschätzung. Über negative Folgen von Fang und Export als Aquarienfisch gibt es keine Hinweise, es ist sehr unwahrscheinlich, dass es sie gibt. Dennoch wäre es schön, wenn eine stabile ex-situ-Population dieser Halbschnäbler aufgebaut werden könnte; aus bitterer Erfahrung mussten wir in der Vergangenheit lernen, wie schnell kommerziell unwichtige Fischarten wie N. celebensis und N. towoetii wegen als übergeordnet angesehenen wirtschaftlichen Interessen aussterben können.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 438802 (als N. celebensis) auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer