Sicyopterus microcephalus (falsch als S. longifilis importiert)

10. Oktober 2025

Die Gattung Sicyopterus stellt die größten Arten der immer beliebter werdenden sicydiinen Grundeln, zu denen z.B. Stiphodon, Sicyopus, Sicydium, Lentipes und andere zählen. Alle diese Grundeln machen ihre Larvalentwicklung im Meer durch, während die Erwachsenen in reinem Süßwasser leben und dort auch ihre Eier legen. Da die Larven kaum Dottervorräte besitzen, müssen sie relativ schnell mit der Strömung ins Meer verdriftet werden. Darum findet man sicydiinen Grundeln nur in Fließgewässern und nicht sehr weit vom Meer entfernt. Je nachdem, in welche Meeresströmung die Larven geraten, gehen sie unter Umständen in weit vom Geburtsort entfernt ins Süßwasser. So erklären sich die teilweise riesigen Verbreitungsgebiete etlicher Arten.

 

Leider ist die Feinsystematik der Gattung Sicyopterus nur schlecht verstanden. Die etwa 27 bis 33 derzeit anerkannten Arten (je nach Autor)  sehen sich alle ziemlich ähnlich und sind allesamt farblich sehr variabel. Stimmungs-, alters- und geschlechtsabhängig können sie ein sehr unterschiedliches Farbkleid tragen. Das macht ihre Bestimmung schwierig. Erst 2018 konnte z.B. für das ichthyologisch sehr gut untersuchte Japan erstmals Sicyopterus longifilis nachgewiesen werden. Bis dahin waren nur zwei andere Arten der Gattung von dort bekannt, nämlich S. lagocephalus und S. japonicus. Bei der Aufklärung der Identität der für Japan neuen Art fanden die Bearbeiter (Maeda & Saeki, 2018) heraus, dass die 1912 zeitgleich mit S. longifilis von Ceram beschriebene S. brevis tatsächlich nur das Weibchen zur S. longifilis (Männchen) ist.

Das wichtigste Bestimmungsmerkmal für S. longifilis für uns Aquarianer ist die Kombination aus sehr langen, freien Rückenflossenstrahlen (zumindest bei den Männchen, die Rückenflossenstrahlen der Weibchen sind zwar auch frei und ausgezogen, aber nicht ganz so lang) und das Fehlen einer Kerbe in der Mitte der Oberlippe; letzteres sieht man am besten, wenn das Tier an der Frontscheibe angesaugt sitzt. Unsere unter der Bezeichnung S. longifilis importierten Tiere haben die lang ausgezogenen Rückenflossenstrahlen, zeigen aber ein weiteres Lippenmerkmal: Papillen an der Oberlippe. Diese sind typisch für S. microcephalus, fehlen aber bei S. longifilis. Somit handelt es sich bei den hier gezeigten Bildern höchtwahrscheinlich um S. microcephalus und nicht um S. longifilis.

Die Pflege von Sicyopterus sollte in Aquarien erfolgen, deren Einrichtung einem Bach nachempfunden ist, also mit Sand- Kies- und Geröllpartien. Ein paar Wurzeln schaden auch nicht, die Bepflanzung sollte dagegen eher sparsam sein. Eine kräftige Strömung schätzen die Tiere sehr. Häufig wühlen sie sich in den Boden, besonders gern unter flache Steine, an deren Unterseite auch abgelaicht wird. Bezüglich der Nahrungsaufnahme sind Sicyopterus unproblematisch. Von  Natur aus Aufwuchsfresser, nehmen sie gerne Trocken- und Frostfutter aller Art, nur zu grob darf es nicht sein. Härte und pH-Wert sind unwesentlich, jedes als Trinkwasser geeignete Leitungswasser ist auch zur Pflege und Zucht von Sicyopterus geeignet. Die Wassertemperatur kann zwischen 20 und 28°C liegen. Sicyopterus sind grundsätzlich friedliche Fische, innerartliche Rangeleien sind – zumindest bei uns – stets harmloser Natur. Die Art wird ca. 10 cm lang (inklusive Schwanzflosse).

Für unsere Kunden: die Fische haben Code 455163 (5-7 cm) auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Literatur: 

Maeda, K. & T. Saeki (2018): Revision of species in Sicyopterus (Gobiidae: Sicydiinae) described by de Beaufort (1912), with a first record of Sicyopterus longifilis from Japan. Species Diversity v. 23: 253-262.

Text & Photos: Frank Schäfer