Die Artenzahl in der Gattung Sternarchorhynchus ist in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. 1994 waren gerade einmal 4 Arten bekannt, 2006 erhöhte sich die Artenzahl auf 10 und heute (2025) sind 32 Arten anerkannt! Damit ist Sternarchorhynchus die artenreichste Gattung innerhalb der Apteronotidae.

Mit einer Sendung Apteronotus macrostomus (im Handel als A. leptorhynchus bezeichnet, siehe https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/apteronotus-leptorhynchus-a-macrostomus/) aus Kolumbien erhielten wir auch ein einzelnes Exemplar einer Sternarchorhynchus-Art. In Kolumbien gibt es nach der letzten Revision der Gattung durch de Santana & Vari (2010) sieben Arten der Gattung: S. gnomus, S. marreroi, S. mendesi, S. mormyrus, S. oxyrhynchus, S. roseni und S. yepezi. Farbliche Unterschiede gibt es kaum zwischen den Arten. Fast alle sind einfarbig dunkelbraun mit einem hellen Aalstrich; nur bei S. gnomus fehlt der helle Rückenstreifen oder ist nur angedeutet vorhanden. Folgt man dem Bestimmungsschlüssel für die Arten aus dem Orinoko in der genannten Arbeit, so führt die Maulform zunächst zu S. oxyrhynchus; dieses Merkmal ist aber für uns als nicht tief in die Materie eingearbeitete Menschen etwas trügerisch, weil wir keine guten Vergleichsmöglichkeiten haben.
Der restliche Schlüssel führt zu S. mendesi (Rückenstreifen deutlich ausgeprägt, keine Beschuppung im Rückenbereich). S. oxyrhynchus hat 212-242 Flossenstrahlen in der Afterflosse, ist also ein sehr langgestreckter Fisch, S. mendesi 174–182. Das fotografierte Tier hat ca. 177 Afterflossenstrahlen (ohne Röntgenaufnahme sind ganz vorn und ganz hinten leichte Ungenauigkeiten beim Auszählen möglich, die aber nicht artkritisch sind). Somit ist es wohl amtlich: uns ist der Erstimport von Sternarchorhynchus mendesi geglückt!
Das ist insofern bemerkenswert, als dass S. mendesi bislang nur von 8 Exemplaren bekannt ist, die allesamt in den Einzügen der Flüsse Río San Juan und Río Guanipa in Nord-Ost Venezuela gefunden wurden. Apteronotus macrostomus wird dagegen im Einzug des Rio Meta in Kolumbien für den Export als Zierfisch gefangen.
Das größte bislang bekannt gewordene Exemplar von S. mendesi war etwas über 20 cm lang. Der importierte Fisch erwies sich bei uns bisher als problemlos in der Pflege; seine aktuelle Länge liegt bei etwa 15 cm. Am Ende des Körpers zeigt er ein kleines Regenerations-Schwänzchen; bekanntlich haben die Messeraale ja die sehr ungewöhnliche Fähigkeit, verlorene Teile der Wirbelsäule am Körperende zu regenerieren, sofern keine lebenswichtigen inneren Organe betroffen sind. Gegenüber auch kleinen Mitbewohnern (dreiviertelwüchsige Guppys) erwies sich das Tier als vollkommen friedlich. Die Ernährung von Sternarchorhynchus ist im Aquarium problemlos mit Frost- und Lebendfutter möglich, besonders beliebt sind Tubifex und Rote Mückenlarven.
Südamerikanische Messerfische haben sich ganz allgemein als sehr anpassungsfähig bezüglich der Wasserparameter Härte und pH-Wert gezeigt. Die Tiere sind hauptsächlich dämmerungsaktiv, kommen tagsüber bei Fütterungen aber aus dem Versteck. Mit Artgenossen vertragen sich die Tiere nur mäßig, siehe https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/sternarchorhynchus-aus-peru/. Da Sternarchorhynchus spitze Zähne im Maul haben, können sie sich theoretisch verletzen. Bei der gemeinsamen Pflege mehrerer Tiere muss man darum gut aufpassen um ggf. rechtzeitig eingreifen zu können.
Für unsere Kunden: das Tier hat Code 293984 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Literatur:
de Santana, C. D. & R. P. Vari (2010): Electric fishes of the genus Sternarchorhynchus (Teleostei, Ostariophysi, Gymnotiformes); phylogenetic and revisionary studies. Zoological Journal of the Linnean Society v. 159 (no. 1): 223-371.
Text & Photos: Frank Schäfer


