Die Fiederbartwelse (Synodontis) des Tanganjikasees wurden weltberühmt, als man bei einer ihrer Arten ein Kuckucksbrutverhalten feststellte. Dabei jubeln die Welse ihren Laich maulbrütenden Buntbarschen unter. Die Welse werden von den Buntbarschen nicht nur ausgebrütet, sondern die Brutschmarotzer ernähren sich sogar von den jungen Buntbarsch-Stiefgeschwistern im Muttermaul. Dieses faszinierende und einmalige Verhalten wollten viele Aquarianer beobachten und so stieg die Nachfrage nach Synodontis aus dem Tanganjikasee gewaltig an. Es stellte sich schnell heraus, dass da mehrere, teils sehr ähnlich aussehende Welsarten vorkommen. Die Bestimmung dieser Welse machten Wissenschaft und Aquarianern das Leben schwer. Es zeigte sich jedoch bald, dass viele Synodontis des Sees kein Kuckucksverhalten zeigen, sondern Spaltenlaicher sind, ihre Eier also in Felsspalten etc. deponieren und sich anschließend selbst überlassen.

Unter den nicht-schmarotzenden Welsen ist Synodontis petricola die am häufigsten importierte und nachgezüchtete Art. Ähnlich wie bei den Tropheus-Buntbarschen des Sees gibt es viele unterschiedlich aussehende Synodontis petricola („Phänotypen“). Es war lange umstritten, ob das nun auch andere Arten sind. Von den anderen ähnlich aussehenden Fiederbartwelsen des Sees unterscheiden sich die Synodontis petricola-artigen durch einen schneeweißen Rückenflossenstachel; daran kann man sie gut erkennen. Ein relativ kleinbleibender Phänotyp dieser Synodontis petricola-Gruppe wurde 2006 als Synodontis lucipinnis wissenschaftlich beschrieben. Ihn und eine sehr ähnliche, noch kleinere Form nannte man im Hobby „Dwarf-Petricola“.
Ganz aktuell (September 2024) wurde eine neue große Studie über die Synodontis des Tanganjikasees und seiner Zu- und Abflüsse veröffentlicht (Englmaier et al.). Mit frisch gesammeltem, umfangreichen Material und einer Nachuntersuchung des Museumsmaterials wurden sowohl morphologische ( = körperliche) wie auch genetische Merkmale erneut kritisch untersucht und auf den Prüfstand gestellt. Dabei kam u.a. heraus, dass S. lucipinnis in die Varianz von S. petricola fällt und als eigenständige Art keinen Bestand hat. Die Autoren bestätigen die Vielzahl von Phänotypen bei S. petricola, es gibt auch (wie zu erwarten war) genetische Unterschiede zwischen ihnen, doch sind diese Unterschiede zu geringfügig, um die Aufstellung separater Arten zu rechtfertigen. In der gleichen Arbeit – das soll hier nur am Rande erwähnt werden – wird der Kuckuckswels S. grandiops mit dem Kuckuckswels S. multipunctatus gleichgestellt, der gültige Name für den Kuckuckswels ist also wieder S. multipunctatus. Und S. ilebrevis wird mit S. polli synonymisiert, letzterer ist der gültige Name.
Synodontis petricola ist ein wunderschöner Fiederbartwels, der mit gewöhnlich 8-10 cm Länge (ganz alte Tiere mögen in riesigen Aquarien auch einmal 15 cm erreichen) zu den kleineren Arten in der Gattung Synodontis gehört. Ihre attraktive Färbung, ihr munteres Wesen und ihr interessantes Verhalten sind die Gründe für ihre große Beliebtheit. S. petricola wird gegenwärtig fast ausschließlich als Nachzucht angeboten und ist eine perfekte Welsgesellschaft für Tanganjika-Buntbarschaquarien, passt aber auch gut in andere Gesellschaften. Das Wasser sollte einen pH-Wert über 7,5 haben und 25°C oder wärmer sein, ansonsten stellen die Fische keine besonderen Ansprüche. Untereinander und gegen artfremde Fische sind sie gewöhnlich friedlich. Vereinzelte Ausnahmen bestätigen die Regel. Gefressen wird alles übliche Zierfischfutter. Diese Welse leben in der Natur im flachen Wasser; im Freileben sind sie nur nachts und in der Dämmerung wirklich aktiv. Tagsüber suchen sie dämmerige Verstecke auf, was man ihnen auch im Aquarium bieten sollte. Nach der Eingewöhnung sind S. petricola aber im Aquarium auch tagsüber oft unterwegs, besonders zu Fütterungszeiten.
Für unsere Kunden: diese Welse haben Code 185400 (2-3 cm) bis 185406 (12-14 cm) auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Literatur:
Englmaier, G. K., R. Blažek, R. Zimmermann, V. Bartáková, M. Polačik, J. Žák, D. P. Mulokozi, C. Katongo, H. H. Büscher, L. Mabo, S. Koblmüller, A. Palandačić & M. Reichard (2024): Revised taxonomy of Synodontis catfishes (Siluriformes: Mochokidae) from the Lake Tanganyika basin reveals lower species diversity than expected. Zoological Journal of the Linnean Society v. 202 (art. zlae130): 1-38.
Text & Photos: Frank Schäfer


