Wer sich in den 1980er Jahren mit den Zwergbuntbarschen der Gattung Apistogramma beschäftigte, musste noch keine 10 Arten kennen. Heute (2025) ist diese Gattung mit 94 akzeptierten Arten plus zahlreicher, wissenschaftlich noch nicht erfasster Spezies, die artenreichste Buntbarschgattung überhaupt. Die Mehrzahl der neu entdeckten Arten geht auf die Aquaristik zurück. Durch das verstärkte Interesse der Aquarianer in den 1990er Jahren entstand für die Fänger und Exporteure ein Anreiz, auch außerhalb der ausgetretenen Pfade noch interessanten Fischen zu suchen. Manchmal war und ist es aber auch umgekehrt. Das heißt: auf wissenschaftlichen Expeditionen wurden Apistogramma gesammelt und konserviert und später im Museum als neue Arten identifiziert und beschrieben. In diesen Fällen ist das Aussehen der lebenden Tiere häufig gar nicht oder nur unzureichend bekannt. Dann brechen Aquarianer mit Forscherdrang in die Regionen auf, auf denen die Beschreibung erfolgte, um diese Wissenslücke zu schließen.
So geschah es auch mit der bereits 2005 von Kullander & Ferreira aus dem Gebiet des Rio Trombetas, Bundesstaat Pará, Brasilien beschriebenen Art Apistogramma salpinction. Die konservierten Tiere sehen denkbar unspektakulär aus. Die deutlichen Unterbauchstreifen und der etwas bullige Körperbau erinnern an A. cacatuoides. Aber die innerhalb der Gattung Apistogramma einzigartige Zeichnung auf dem Schwanzstiel ist ein gutes diagnostisches Merkmal. Der Typusfundort dieses Apistogramma ist ein großer Sumpf mit schlammigem Boden und sehr seichtem Wasser, das zum Zeitpunkt der Aufsammlung oft nur knapp 5 cm tief war. Sicher gibt es in der Region auch Hochwasserphasen, in denen das Wasser tiefer ist; aber eine Fließwasserform ist A. salpinction offenbar nicht.
Das erklärt wohl auch, warum dieser Fisch bislang der Aufmerksamkeit der Zierfischfänger entging. Denn in solchen Biotopen fischt niemand gerne und außer Schwielenwelsen und anderen Schmuddelkindern gibt es dort gewöhnlich auch keine attraktiven Zierfische. Einem deutschen Aquarianer ließ das keine Ruhe; tatsächlich konnten einige Exemplare aufgespürt und gesund nach Deutschland gebracht werden. Davon ging ein Pärchen an einen unserer Züchter, wo sie sich als problemlos in Haltung und auch Zucht erwiesen (pH um 6, 26°C). Wir können jetzt die allerersten Nachzuchten der Neuheit anbieten.
Zugegeben: farblich ist A. salpinction kein Brüller. Wir nehmen an, dass erwachsene Männchen noch deutlich intensivere Orangetöne im Kehl- und Bauchbereich entwickeln werden. In der wissenschaftlichen Erstbeschreibung wird gesagt, dass erwachsene Männchen wie A. cacatuoides ausgezogene Rückenflossenhäute und deutlich gezipfelte Schwanzflossen entwickeln. Das ist selbst bei den größten Männchen, die wir gerade anbieten können (ca. 2 cm ohne Schwanzflosse) bislang nur andeutungsweise zu erkennen. Interessant ist hingegen die waagerechte Streifung in der Schwanzflosse der größten Männchen und natürlich der ungewöhnliche Schwanzwurzelfleck mit hellem Zentrum.
Alles in allem: schön, dass wieder ein weißer Fleck auf der Landkarte des Wissens um Apistogramma mit Farbe gefüllt werden kann!
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 628352 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer