Der weltweite Zierfischhandel in Zeiten von Corona (1)

17. Dezember 2021

Die Zierfischindustrie als internationaler, globaler Spieler ist naturgemäß besonders von der Pandemie betroffen; doch nicht nur das Virus und seine direkten Auswirkungen macht den Züchtern, Fängern und Exporteuren auf der ganzen Welt zu schaffen. Auch klimatische Veränderungen, industrieller Umbau der Landschaft, Gewässerverschmutzung und soziale Aspekte haben großen Einfluss auf den Zierfischhandel. Hinzu kommen lokale, ortsspezifische Herausforderungen und natürlich die nationale und internationale Gesetzgebung. Außerdem ist die Planbarkeit der Exporte durch den nach wie vor stark eingeschränkten Flugverkehr sehr problematisch. Leider dringt nur wenig über die direkten Auswirkungen auf unsere Lieferanten und ihre konkreten Probleme vor Ort nach außen. Wir haben sie daher darum gebeten, uns ihre Situation zu schildern. In unregelmäßiger Reihenfolge bringen wir die Erfahrungen unserer Geschäftspartner als Newsletter.

Den Anfang macht unser Lieferant von Sri Lanka:

1.- Allgemeine Informationen zum Unternehmen

Unternehmen gegründet im Jahr? 1994

Anzahl der Mitarbeiter? 92

Wie viele Familienmitglieder hängen davon ab? ca. 368

Anzahl der direkten Zulieferer? 35

Wie viele Familienangehörige sind davon abhängig? ca. 140 

Anzahl der Outgrower? 26

Wie viele Familienmitglieder sind davon abhängig? ca. 104 

Größe der Anlage?  Gesamtquadratmeter: 46.817.        

Wie viel Prozent der Einwohner Ihres Landes sind ungefähr gegen Corona geimpft? 60 % (Stand: heute). Die Genauigkeit dieser Zahl ist fraglich.

Wie viele Ihrer Mitarbeiter sind ungefähr gegen Corona geimpft? 100% seit August 2021.

2.- Welches sind derzeit die größten Herausforderungen, denen sich Ihr Unternehmen stellen muss?

Antwort: Wir züchten und ziehen alle Fische auf, die für den Export benötigt werden. Es werden keine Fische aus der freien Wildbahn entnommen. Zierfische werden gezüchtet, um den Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden. Daher müssen die Zucht und Aufzucht von Fischen nach einem geplanten Programm erfolgen, das Folgendes umfasst:

A. Vorbereitung der erforderlichen elterlichen Zuchtbestände 

B. Vorbereitung regelmäßiger Ersatzbestände für die Elterntierbestände

C. Aufzucht von Fischen für den Export

D. Sortierung von Fischen für die Ausfuhr, einschließlich der ersten Aufzucht in der Aufzuchtstation und der anschließenden Verbringung in Aufzuchtteiche

E. Vorbereitung und Verabreichung der entsprechenden Nährstoffe und Futtermittel je nach Art/Variante

F. Abfischen und Auswahl von Fischen guter Qualität für den Export

Alle oben genannten Aufgaben und viele mehr müssen unter täglicher Aufsicht durchgeführt werden. 

Während der Pandemieperiode, die im März 2020 begann, konnten viele der erforderlichen Pflegemaßnahmen aufgrund von Inlands-Reiseverboten nicht rechtzeitig durchgeführt werden, (Abriegelungen usw.)  Wir arbeiteten mit einer Notbesetzung, nachdem wir Sondergenehmigungen erhalten hatten. Dennoch konnten wir nicht nach dem geplanten Programm arbeiten. Das Fehlen von Flügen, um exportfertige Fische zu versenden, trug zu Überbesatz und Krankheiten bei. Wir mussten Tausende von Fischen verfüttern, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Dies wirkte sich negativ auf die Versorgungskette aus, insbesondere bei bestimmten Guppy-Varianten, die in großem Umfang produziert werden. Wir kommen jetzt erst allmählich wieder auf den richtigen Weg, und es wird noch eine Weile dauern, bis wir wieder kontinuierlich hochwertige Fische in der Qualität der Zeit vor der Pandemie liefern können.

3.- Wie haben sich die Preise und die Versorgungslage in den letzten Wochen/Monaten verändert und was sind die größten Änderungen/Schwierigkeiten?

Antwort: 1.- Einkaufspreise

Aufgrund der Instabilität des Exportmarktes, die durch Covid 19 entstanden ist, haben wir uns mit den Lieferanten verständigt und den Einkaufspreis bis jetzt stabil gehalten.

Wir werden jedoch eine Preiserhöhung von 10 % bis 15 % für den Einkauf von Fischen ab November 2021 haben. 

Die Kosten für Rohstoffe, einschließlich Fischfutter und Verpackungsmaterial, sind seit Januar 2021 aufgrund der rapiden Abwertung der srilankischen Währung um etwa 30% gestiegen. Wir rechnen in naher Zukunft mit einem weiteren Preisanstieg aufgrund der anhaltenden Abwertung der srilankischen Währung gegenüber dem US-Dollar und dem Euro. Ein Beispiel: 425 g Artemia-Zysten, die im Jahr 2020 für 32 US $ gekauft wurden, kosten jetzt 44 US $.  Trockenfutter für Fische, das 0,75 US $ pro kg kostete, kostet jetzt 1,25 US $.

Medikamente haben sich enorm verteuert. Der Mangel an Importen von Artikeln, die für die Fischzucht benötigt werden, hat aufgrund fehlender Devisenreserven ebenfalls zu dem raschen Preisanstieg beigetragen. 

2.- Zusätzliche Bestände

Zusätzliche Vorräte an Rohstoffen – Hindernis für den Cashflow  

Normalerweise halten wir einen 3-Monats-Vorrat an wichtigen Rohstoffen im Wert von ca. 35.000 US$ vorrätig. Zurzeit halten wir einen Vorrat von 4 bis 5 Monaten, was den Cashflow des Unternehmens behindert. Der Wert der Rohstoffvorräte beträgt derzeit US$ 47.500.

3.- Nahrungsmittel/Medikamente für Menschen

Da die Fischzucht und die Aufzucht von Süßwasserzierfischen arbeitsintensive Tätigkeiten sind, sind die Menschen – also unsere Mitarbeiter – das Wichtigste in unserer Einrichtung.

Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis, Weizenmehl, Milch, Eier, Hühner und Gemüse sind um 20 % bis 50 % gestiegen, die Kosten für Medikamente haben sich um 50 bis 100 % erhöht, was auf die Verknappung des Angebots infolge der Abwertung der srilankischen Währung und den Mangel an Devisenreserven zurückzuführen ist.  

4.- Wie hat sich die Situation der Beschäftigten in den letzten Wochen/Monaten verändert?

Antwort: Unsere Mitarbeiter aus der Zeit vor der Epidemie sind nach wie vor bei uns beschäftigt, haben aber aufgrund der rapide gestiegenen Kosten für Lebensmittel und Medikamente große Schwierigkeiten, zu überleben.

5.- Welchen Einfluss hat Corona derzeit auf ihre tägliche Arbeit?

Antwort:  Die negativen Faktoren sind

A.    Rascher Anstieg der Preise für Rohstoffe.

B.    Knappes Angebot an Rohstoffen

C.    Mangel an Flügen 

D.    Hohe Frachtkosten

6.- Welchen Einfluss haben die Wetterbedingungen auf die Beschaffung/Verfügbarkeit von Fischen?

Antwort: Starke Regenfälle wirken sich negativ auf die Erreichung der Zuchtziele aus und führen zu einer Verknappung der exportfähigen Fischmengen

7.- Welchen Einfluss haben die Wetterbedingungen auf die Haltung von Fisch in Ihrer Anlage?

Antwort: Auch hier sind es vor allem starke Regenfälle, die gefährlich sind. Es besteht dabei eine Tendenz zur Ausbreitung von Krankheiten. Dank einer sorgfältigen Überwachung ist es uns jedoch gelungen, die Krankheitsfälle auf ein Minimum zu reduzieren. 

8.- Wie hat sich die allgemeine Qualität der Fische verändert?

Antwort: Die Qualität hat abgenommen, und zwar aufgrund von

A. Verzögerungen in den Haltungspraktiken

B. Überbesatz

C. Mangelnde „Just in Time“-Kontrolle. Wir sind jetzt aber wieder auf dem richtigen Weg, um die „Pre-Endemic Quality“ zu erreichen.

9.- Gibt es aus Ihrer Sicht eine Möglichkeit, die aktuelle Situation erträglicher zu machen oder die aktuellen Probleme schneller zu lösen?

Antwort: Eine disziplinierte Gemeinschaft von Srilankern, die auf eine gemeinsame Vision hinarbeitet.

10.- Stichwort Nachhaltigkeit: spielt sie in ihrem Arbeitsalltag eine Rolle? Wenn ja, welche?

Antwort: Ja, natürlich. Wir sorgen dafür, dass die Mitarbeiter ein zufriedenes Leben haben.

Die Restzahlung des Jahresbonus wird im Dezember 21 erfolgen.

Die jährlichen Gehaltserhöhungen werden im Januar 22 ausgezahlt.

Schulbücher, Schuhe und Socken und Schul-Uniformen werden im Januar 22 an die Kinder der Mitarbeiter ausgegeben.

11.- Gibt es irgendeine Unterstützung von Seiten der Regierung für die aktuellen Probleme (wahrscheinlich hauptsächlich Corona)?

Antwort: Nur in Bezug auf das Impfprogramm für Menschen

12.- Haben Sie irgendwelche Erwartungen für die kommenden Wochen/Monate, wie sich alles bei Ihnen entwickeln wird?

Antwort: Wir hoffen, bis Ende Januar 2021 eine präendemische Konsistenz in Bezug auf Lieferungszuverlässigkeit und Qualität zu erreichen.

13.- Gibt es etwas, das Sie uns mitteilen möchten und über das wir unsere Kunden informieren sollten?

Antwort: Sie sollen Vertrauen in uns haben, dass wir sowohl bei der Qualität als auch bei den Lieferungen eine vor-endemische Konsistenz erreichen werden, da wir ein engagiertes Team sind. Es wurde heute vom Export Development Board of Srilanka bekannt gegeben, dass der Presidential Award für die Kategorie Zierfischexporte, an uns für die Jahre 2019/20 & 2020/21 (Zeitraum April bis März des Folgejahres) verliehen wurde. Wir haben den Preis in 4 aufeinanderfolgenden Jahren gewonnen, beginnend mit 2017/18, 2018/19, 2019/20, 2020/21. Vielen Dank an Aquarium Glaser und seine Kunden, wir fühlen uns geehrt. 

Mit freundlichen Grüßen an alle und vielen Dank an das gesamte Personal von Aquarium Glaser für die kontinuierliche Unterstützung.

Srilal und das Team