Hyphessobrycon rosaceus („ornatus“)

22. September 2023

Im Jahr 1997 veröffentlichten die US-amerikanischen Ichthyologen Stanley Weitzman und Lisa Palmer eine wissenschaftliche Arbeit, die in der Fachwelt für Aufsehen sorgte. Darin beschrieben sie zum einen die neue Art Hyphessobrycon epicharis, kommentierten aber auch ausführlich eine Verwandtschaftsgruppe innerhalb der südamerikanischen Kleinsalmler, die als „rosy tetra clade“ (= Schmucksalmler- oder Blutsalmler-Gruppe) bekannt ist. Die Autoren zeigten u.a., dass die Phantomsalmler zu dieser Gruppe gehören und die Gattung Megalamphodus, in der die Phantomsalmler bis dahin standen, keine eigenständige Gattung repräsentieren. 

Der eigentliche „rosy tetra“, die Art also, die der Gruppe als namensgebende Spezies voransteht, gehört seit 1933 zu den beliebtesten Zierfischen. Da es eine ganze Reihe von Arten in der rosy tetra clade gibt, die sich extrem ähnlich sehen, ist es nur zu verständlich, dass zu etlichen Fehlbestimmungen kam. Bei der Ersteinfuhr im Jahr 1933 glaubte man, es handele sich um eine bis dahin wissenschaftlich noch unbekannte Art, die als Hyphessobrycon ornatus beschrieben wurde. Unter diesem Namen segelte sie bis in die 1960er Jahre. Dann glaubte man, H. ornatus sei mit dem 1908 beschriebenen H. bentosi aus Brasilien identisch. Dieser wurde in zwei Unterarten aufgeteilt, H. bentosi bentosi und H. bentosi ornatus. Der aktuell letzte Stand der Dinge ist (fide Zarske, 2014), dass der Schmucksalmler in Wirklichkeit mit H. rosaceus identisch ist, einer Art, die 1909 aus Guyana beschrieben wurde und zu dem H. ornatus ein Synonym ist. 

Ungeachtet der namentlichen Verwirrung schwimmt der Schmucksalmler immer noch in unseren Aquarien und wird von etlichen Züchtereien vermehrt. Das ist gut so, denn aus Guyana, seiner Heimat, erfolgen seit vielen Jahren aus unterschiedlichsten Gründen (hauptächlich zu hohen Kosten) keine oder nur sehr sporadisch Importe. Die sehr seltenen Importe enthalten dann aber keine Allerweltsarten wie den Schmucksalmler. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine Erhaltungszucht auch über Jahrzehnte hin leicht erfolgen kann, wenn nur eine genügende und kontinuierliche Nachfrage nach den Tieren besteht.

Bitte beachten Sie auch den Eintrag zu der Zuchtform „White Fin“: https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/hyphessobrycon-ornatus-white-fin/

Für unsere Kunden: Hyphessobrycon rosaceus („ornatus“) hat unter den Namen H. ornatus Code 261402 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Literatur: 

Weitzman, S. H. and L. Palmer (1997): A new species of Hyphessobrycon (Teleostei: Characidae) from the Neblina region of Venezuela and Brazil, with comments on the putative `rosy tetra clade‘. Ichthyological Exploration of Freshwaters v. 7 (no. 3): 209-242.

Zarske, A. (2014): Zur Systematik einiger Blutsalmler oder „Rosy Tetras“ (Teleostei: Ostariophysi: Characidae). Vertebrate Zoology v. 64 (no. 2): 139-167.

Text & Photos: Frank Schäfer