Zu den größten im Aquarium gepflegten Süßwasserschnecken gehört die ursprünglich aus Kolumbien stammende Marisa cornuarietis. Ihr scheibenförmiges Gehäuse kann über 5 cm Durchmesser erreichen. Darum ist die Art seit den 1930er Jahren kontinuierlich in der Aquaristik vertreten, obwohl sie sich nur für Spezialaquarien ohne Pflanzen eignet. Früher oder später fällt ihr nämlich jedes Wassergewächs zum Opfer. Wegen ihrer langen Fühler sollte man Marisa nicht mit neugierigen Fischen pflegen, denn diese sind allzu leicht verführt, an den Fühlern herumzuknabbern. Das quittiert Marisa früher oder später damit, dass sie kaum noch aus dem Haus kommt und langsam verhungert.
Marisa cornuarietis wurde früher oft unter dem Namen Marisa rotula angeboten; aktuell gilt dieser Name aber nur noch als Synonym zu M. cornuarietis. Nur eine zweite, äußerlich sehr ähnliche Art ist gegenwärtig in der Gattung Marisa anerkannt: M. planogyra aus dem Pantanal. Sie bleibt etwas kleiner als M. cornuarietis. Unseres Wissens wurde sie noch nicht (erkannt) im Aquarium gepflegt.
Systematisch gehört Marisa zu den Apfelschnecken. Tatsächlich haben frisch geschlüpfte Jungtiere auch noch nicht das typisch scheibenförmige Marisa-Gehäuse, sondern sehen „normalen“ Apfelschnecken sehr ähnlich. Das gibt sich aber mit dem Heranwachsen. Im Gegensatz zu Echten Apfelschnecken der Gattung Pomacea legen Marisa ihre Eier unter Wasser ab. Pomacea laichen bekanntlich außerhalb des Wassers. Aber genau wie Pomacea muss Marisa regelmäßig an der Wasseroberfläche mit einem „Schnorchel“ Luft holen, sonst ertrinkt sie.
Weil Marisa auch kleine Schnecken frisst und so tüchtig unter Wasserpflanzen aufräumt, wurde sie bis zur Jahrtausendwende oft als biologischer Nutzorganismus in vielen Teilen der Welt ausgesetzt. Es hat sich aber gezeigt, dass in allen diesen Fällen die unerwünschten Nebenwirkungen den erhofften Erfolg überwogen. So gilt die Art nun als invasiv und unerwünscht. In Europa gibt es zwei Vorkommen: eines in Spanien und eines in einem Thermalbach in Ungarn. In beiden Fällen haben verantwortungslose Menschen diese Tiere ausgesetzt. Das hat die zuständigen Behörden auf die Schnecken aufmerksam gemacht. Berechnungen von Klimamodellen zeigen, dass diese Tropenkinder um das Jahr 2070 theoretisch in vielen Teilen Europas überleben könnten. Um dem vorzubeugen überlegt man, Pflege und Zucht von Marisa cornuarietis europaweit zu verbieten. Daran sieht man wieder einmal, was einige wenige fehlgeleitete Menschen für einen Ärger verursachen können, unter dem dann eine große Mehrheit verantwortungsbewusster Zeitgenossen zu leiden hat. Also: setzen Sie bite niemals irgendwelche Tiere oder Pflanzen in den Natur aus. Das ist nicht nur verboten, sondern auch zum Schaden aller.
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Text & Photos: Frank Schäfer