Die Überschrift zu diesem Post ist vielleicht etwas irreführend; sie soll ausdrücken, dass die Art, die kürzlich als Myloplus sauron wissenschaftlich beschrieben wurde, im Hobby seit rund 100 Jahren als Myleus schomburgkii bekannt war. M. schomburgkii gibt es aber weiterhin. Bereits im Jahr 2004 wurde die Gattung Myloplus von Myleus abgegrenzt und M. schomburgkii zu Myloplus gestellt. Bis Juni 2024 wurden alle Myloplus mit einem schwarzen senkrechten Band auf der Flanke zu M. schomburgkii gerechnet.
Eine aktuelle Revision der Gruppe ergab, dass es nicht eine, sondern drei Arten sind, die einen senkrechten schwarzen Balken auf der Körperflanke tragen. Aquaristisch kennt man schon lange „Breitbinden“ und Tiere mit schmalen Binden. Letztere sind im Hobby am verbreitetsten, nicht zuletzt, weil sie in SO-Asien für den Zierfischmarkt nachgezüchtet werden. Die Art mit schmaler Körperbinde wurde jetzt neu als Myloplus sauron benannt und beschrieben. Ursprünglich kommt sie aus dem Rio Xingu in Brasilien.
Breitbindige Myloplus gibt es weit verbreitet in Brasilien und Venezuela in den mittleren und unteren Bereichen der großen Fluss-Systeme von Amazonas und Orinoko. Dabei handelt es sich um den „echten“ Myloplus schomburgkii. Es gibt aber noch einen zweiten breitbindigen Myloplus, der im westlichen Amazonasbecken von Peru und Brasilien, also den oberen Bereichen vorkommt. Diese neue Art heißt jetzt M. aylan. Die Unterscheidung von M. schomburgkii und M. aylan ist nicht ganz einfach, speziell Interessierte seien auf die kostenlos und frei zugängliche wissenschaftliche Originalbeschreibung verwiesen: https://www.scielo.br/j/ni/a/fFG9HTqKTjCs4Z4W3MxwSLJ/?format=pdf&lang=en
Auf jeden Fall ist der „echte“ M. schomburgkii die farbenprächtigste der drei Arten. M. aylan ist dezenter gefärbt. Während sich bei M. schomburgkii die rote Färbung beim Männchen flächig über den gesamten Körper ausdehnen kann, beschränkt sie sich bei männlichen M. aylan im Wesentlichen auf den Kehlbereich. M. sauron zeigt am wenigsten Farbe. Bei ihm sind die Partien um Kiemendeckel und vordere Brust lediglich gelb-orange, manchmal rötlich (vor allem bei jungen Exemplaren). Jung geschlechtsreife Wildfang-Männchen entwickelten bei einer Größe von 12-15 cm schwarz gefärbte Zonen im Bauchbereich.
Übrigens: die drei zeigen so gravierende Unterschiede in der DNS-Struktur, dass es ziemlich wahrscheinlich ist, dass sie in der Zukunft in unterschiedliche Gattungen kommen. Und von M. schomburgkii (dem „echten“) gibt es etliche farblich deutlich unterschiedene Farbformen. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass einige davon in Zukunft als separate Arten abgegrenzt werden.
Fotos von M. aylan finden Sie bei uns hier: https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/myloplus-schomburgkii-big-black-stripe/
Fotos von M. schomburgkii finden Sie bei uns hier: https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/myleus_schomburgkii_de/
Den „neuen“ Myloplus sauron können wir sehr regelmäßig anbieten, die anderen Arten sind nur sehr gelegentlich im Angebot. Alle Myloplus können ziemlich groß werden, ca. 30-40 cm. Sie sind prachtvolle Tiere, jedoch nur für Besitzer wirklich großer Aquarien geeignet. Dort sind sie sehr langlebig. Ein Nachteil dieser Fische ist, dass sie so ziemlich jede Wasserpflanze als Zusatznahrung ansehen.
Für unsere Kunden: M. sauron hat Code 270501 (3-4 cm) und 270505 (8-11 cm) auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer