Die kleinen Ohrgitterharnischwelse der Gattung Otocinclus gehören zu den beliebtesten „Saubermännern“ im Aquarium. Unermüdlich putzen sie alle Oberflächen, an die sie herankommen. Da sie gewöhnlich nur 3-4 cm, selten bis 5 cm lang werden und ihre Putzertätigkeit sehr gefühlvoll ausüben, beschädigen sie auch relativ zarte Pflanzen dabei nicht, sondern sorgen für sauber und frisch aussehende Gewächse.

Leider sehen sich die meisten der 20 gegenwärtig akzeptierten Arten einander sehr ähnlich. 1997 erschien eine große Revision der Gattung von Scott A. Schaefer, in der 15 Arten unterschieden wurden. Diese Revision wurde in aquaristischen Kreisen intensiv diskutiert und man versuchte auf ihrer Basis, die im Hobby verfügbaren Arten nun endlich mit richtigen Namen zu belegen. Der Erfolg war eher bescheiden. Nach wie vor segelt die Mehrzahl der gehandelten Otocinclus unter dem Namen „Otocinclus affinis“, obwohl ausgerechnet diese unscheinbare Art aus dem Süden Südamerikas so gut wie nie im Handel ist. Die meisten so bezeichneten Tiere gehören zur Spezies O. vestitus.
Eine hübsche und sehr gut haltbare Art wird seit Jahrzehnten aus Brasilien importiert. Sie bezeichnet man wegen des sehr großen Schwanzwurzelflecks als „Otocinclus cf. macrospilus“. Das Wort „macrospilus“ bedeutet „mit großem Fleck“. Die Art Otocinclus macrospilus wurde bereits 1942 wissenschaftlich beschrieben und in einer sehr guten Abbildung auch illustriert. Der Fundort der der Beschreibung zugrunde liegenden Exemplare war der Rio Morona, oberes Amazonasbecken, Departement Loreto in Peru. Obwohl die aus Brasilien importierten Tiere rein optisch gut zu O. macrospilus passen waren die Fundorte doch sehr weit voneinander entfernt. Recherchen ergaben, dass die Brasilianer im Rio Purus gefangen werden; zumindest zeitweise kommen sie von dort aus der an dem Rio Purus gelegenen politischen Gemeinde Lábrea. Das veranlasste zu dem Zusatz „cf.“ (steht für „confer“ und bedeutet „vergleiche mit“), um einen gewissen Vorbehalt bei der Determination auszudrücken. Zu Recht, wie sich nun herausstellt. Eine der erst vor kurzer Zeit neu beschriebenen Arten – Otocinclus mangaba aus dem Einzug des Rio Madeira – passt viel besser zu dem Otocinclus aus dem Rio Purus. Der Rio Purus und der Rio Madeira fließen über weite Strecken parallel in Richtung Amazonas und sind durchschnittlich nur etwa 200 km voneinander entfernt.
Ein bei Otocinclus nur selten auftretendes Merkmal ist typisch für O. mangaba: die Bauchregion zwischen den seitlich am Körper ansetzenden großen Brustknochenplatten ist nackt – genau wie bei den Otocinclus aus dem Rio Purus! Auch die Färbung von O. mangaba entspricht sehr gut der der Tiere aus dem Rio Purus. Manche Detail-Unterschiede fallen in die individuelle Farbvarianz, andere sind stimmungsbedingt. Bei dem konservierten Holotypen von O. mangaba erscheint der große Schwanzwurzelfleck zweigeteilt, in eine vordere und eine hintere Hälfte. Bei frisch importierten Tieren sieht das auch so aus, bei gut eingewöhnten verschwindet dieses Farbmerkmal aber weitgehend.
Im Grunde ist es egal, welche Otocinclus-Art man erwirbt, alle sind ausgezeichnete Aquarienfische und hervorragende Putzer. Man pflegt sie in möglichst großen Trupps, es sind soziale Tiere. Und man sollte unbedingt darauf achten, dass sie ausreichend Futter bekommen. Scheiben von Gemüse (Zucchini, Kartoffel, Karotte etc.) sollten stets zur Verfügung stehen (täglich austauschen, sonst belastet das das Wasser), dazu feines Frostfutter (Cyclops, Artemia, Wasserflöhe) und Futtertabletten sind das Rezept für runde und glückliche Otos. Härte und pH-Wert sind für diese Fische unbedeutend, jedes als Trinkwasser geeignete Leitungswasser eignet sich zur Pflege. Männchen sind kleiner und schlanker, andere Geschlechtsunterschiede gibt es nicht. Die Zucht verläuft ähnlich wie bei Panzerwelsen, d.h. die Tiere laichen im Trupp. Brutpflege üben Otocinclus nicht aus.
Für unsere Kunden: Otocinclus cf. macrospilus/O. mangaba haben – je nach Größe – Code 274113-274116 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer


