Protopterus annectens Nigeria

28. November 2025

Es gibt in Afrika vier Arten von Lungenfischen, die teils nur schwer auseinanderzuhalten sind. Ganz unübersichtlich ist die Situation im Kongo (siehe https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/lungenfische_aus_dem_kongo_de/). Nur die Art Protopterus dolloi ist immer leicht aufgrund ihres langgestreckten Körperbau zu erkennen. Am sichersten unterscheidet man die drei Arten Protopterus aethiopicus, P. annectens und P. amphibius nach dem Ansatz der Rückenflosse. Diese beginnt bei P. amphibius kurz hinter den Brustflossen, bei P. annectens etwa in der Mitte zwischen Brust- und Bauchflossen (etwas näher an den Brustflossen) und bei P. aethiopicus hinter der Mitte zwischen Brust- und Bauchflossen. Färbungsmerkmale sind weitgehend untauglich, da eine sehr starke individuelle Farbvarianz existiert. Man sagt, dass bei P. amphibius (diese Art kommt nur im südöstlichen Afrika vor und wird daher kaum exportiert, da es aus dem Vorkommensgebiet von P. amphibius keine regulären Zierfischexporte gibt) am längsten die Außenkiemen behält, doch tun dies P. annectens und P. aethiopicus auch oft sehr lange (siehe weiter unten). 

Am häufigsten kommt auf jeden Fall Protopterus annectens (Westafrikanischer Lungenfisch) aus Nigeria in den Handel, auch wenn diese „Häufigkeit“ sehr relativ zu sehen ist. Immerhin erreichen die Fische Längen um einen Meter und sind untereinander sehr unverträglich. Darum werden immer nur wenige Exemplare pro Jahr importiert.

Meist importieren wir diese Tiere mit einer Länge von 15-25 cm. Damit sind die größten von ihnen gerade geschlechtsreif. Die Art P. annectens ist die einzige Art afrikanischer Lungenfische, bei der bisher an wildlebenden Exemplaren wissenschaftliche Untersuchungen über äußerlich erkennbare Geschlechtsunterschiede durchgeführt wurden. Demnach haben die Männchen längere und breitere Köpfe. Trotz ihrer Lungenatmung behalten P. annectens viele Jahre ihre äußeren Kiemen, die für alle Lungenfischarten als Larven typisch sind, wodurch sie an Molchlarven erinnern. Jedes Tier des Westafrikanischen Lungenfisches hat eine individuell unterschiedliche Körperzeichnung. Es gibt – im gleichen Import und aus dem gleichen Fanggebiet – leopardenartig gescheckte und fast einfarbige Tiere. Das hat keinerlei Aussagekraft über Geschlecht oder Herkunft. 

Erstaunlicherweise fressen diese großen Tiere am liebsten relativ kleine Futtersorten. Kleine Fische sind in ihrer Gegenwart zwar stets gefährdet, aber Wurmfutter oder Granulate werden deutlich bevorzugt; daneben akzeptieren die Tiere viele Frostfuttersorten, Insekten etc. Ihre Nahrung finden sie vorwiegend durch ihren Geruchssinn. Untereinander kommt es bei der Fütterung oft zu Verletzungen, da die gierigen Fische blindlings um sich schnappen. Glücklicherweise heilen Verletzungen gut ab und das Regenerationsvermögen dieser urtümlichen Fische ist geradezu legendär. 

Die Beobachtung der (normalerweise allerdings ziemlich trägen) Tiere ist sehr interessant. Sie bewegen die fadenförmigen Flossen, als wären es Arme und Beine. Bei aggressivem Verhalten reißt der Angreifer das Maul weit auf und streckt die „Arme“ in die Höhe. Es gibt noch viel an dem Verhalten dieser Tiere zu erforschen. Die Gattung Protopterus gibt es es seit etwa 400 Millionen Jahren, das Alter der modernen, jetzt existierenden Arten wird auf etwa 26 – 42 Millionen Jahre geschätzt (je nach Autor variieren diese Angaben recht beträchtlich).

Die Männchen von P. annectens werden größer als die Weibchen. Die Art betreibt Brutpflege im männlichen Geschlecht. Während der Trockenzeit graben sich die Fische in den Boden ein und überdauern das Austrocknen ihrer Wohngewässer in einem Kokon; in diesem „Trockenschlaf“, während dessen der Stoffwechsel stark reduziert ist, können Lungenfische mehrere Monate, angeblich sogar Jahere, überleben. Abgelaicht wird, wenn die Regenzeit einsetzt und das Wasser wieder steigt. Das Ablaichen erfolgt in einer Kammer im Boden, die durch ein Tunnelssystem mit dem freien Wasser verbunden ist. 

Für unsere Kunden: die Tiere haben – je nach Größe – Code 167602 (12-15 cm) bis 167607 (60 cm) auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer