Man sollte doch meinen, dass angesichts von aktuell (Juni 2025) 159 C-Nummern und 216 CW-Nummern allmählich auch sämtliche 203 wissenschaftlich akzeptierten Arten der Unterfamilie Corydoradinae (also Aspidoras, Brochis, Corydoras, Gastrodermus, Hoplisoma, Osteogaster und Scleromystax) im Hobby mehr oder weniger regelmäßig auftauchen. Doch das ist nicht der Fall. Zwei aus dem Einzug des Rio Tapajós stammende, bereits 1972 und 1976 wissenschaftlich beschriebene Langschnäuzer sind immer noch ein Mysterium: Brochis bifasciata und B. ornata (beide ursprünglich als Corydoras-Arten beschrieben). Während von Brochis ornata bis heute keine exakt der Erstbeschreibung entsprechende Tiere importiert werden konnten (es gibt freilich allerlei sehr, sehr ähnlich aussehende Spezies), gelang in jüngster Zeit dann doch endlich der Import von B. bifasciata.
Warum der schöne Langschnäuzer sich so rar macht? Das weiß niemand; die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte, wie gesagt, bereits 1972. Die Typuslokalität ist wie folgt angegeben: Bach am linken Ufer des Rio Cururu, Nebenfluss des oberen Tapajós bei Maloca do Conzale, etwa 7°45’S, 58°00’W, Bundesstaat Pará, Brasilien.
Es handelt sich bei Brochis bifasciata um den Langschnäuzer zu den ebenfalls nur sehr schwer erhältlichen, gleichfalls sehr, sehr schönen Hoplisoma sp. CW127 (https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/corydoras-sp-aff-parallelus-cw127-3/). Beide Arten kommen nach Angaben des Exporteurs aus dem Rio Jamanxim, einem Zufluss des Tapajós. Ebenfalls mit der Herkunftsangabe „Tapajós“ wurde gelegentlich der zu CW127 sehr ähnliche Hoplisoma sp. C133 importiert (https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/corydoras_aus_dem_rio_jamanxim_c_bifasciatus__de/), dem die schwarze Zone in der Rückenflosse, die in eine Richtung Bauch verlaufende Schulterbinde übergeht, fehlt. Diese Zeichnung ist für Hoplisoma sp. CW127 sehr typisch und findet sich auch bei B. bifasciata. Zu Hoplisoma sp. C133 gibt es eine identisch gezeichnete Brochis-Art, also einen Langschnäuzer, der unseres Wissens noch keine C- oder CW-Nummer bekommen hat. Dafür gibt es eine weitere CW-Nummer für einen Fisch, der B. bifasciata sehr ähnlich ist und auch gemeinsam mit ihm importiert wird: Brochis sp. CW135. Diese Tiere haben eine leicht abweichende Rückenzeichnung. Unserer Ansicht nach fällt das zwar in die Varianz von B. bifasciata, aber wer weiß? Da der Phänotyp CW135 bei uns bisher nur in Einzelexemplaren auftauchte, bieten wir ihn nicht getrennt von B. bifasciata an. Es sollte noch erwähnt werden, dass beim Typusexemplar von B. bifasciata die untere der beiden Längsbinden entlang der Mittellinie verläuft, also dort, wo die beiden Reihen seitlicher Knochenplatten zusammenstoßen. Bei unserem aktuellen Import gibt es auch Exemplare, bei denen die zweite Längsbinde deutlich unterhalb der Mittellinie verläuft. Alles in allem gesehen scheint B. bifasciata also ähnlich variabel zu sein wie z.B. B. pulcher.
Eines ist jedenfalls sicher: die Corydoras-artigen Panzerwelse bieten noch genug spannende Fragestellungen, um Generationen von Wissenschaftlern und Aquarianern zu beschäftigen!
Für unsere Kunden: Brochis bifasciata haben Code 224204 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer