Die Gattung Spatuloricaria besteht aus 13 wissenschaftlich beschriebenen Arten. Die Gattung hat ein extrem weites Verbreitungsgebiet vom Süden Südamerikas (Argentinien, Paraguay, Uruguay, südliches Brasilien) bis nach Panama im Norden. Es gibt sie zudem auf beiden Abdachungen der Anden. 11 der 13 Arten wurden bis 1945 beschrieben, erst 70 Jahre später kamen zwei neue Arten hinzu: S. tuira aus den Flüssen Xingu und Tapajós in Brasilien (2014) und S. terracanticum aus dem Einzug des Orinoko (2018). Leider sind diese beiden jüngsten Arbeiten, in denen die neu zu beschreibenden Arten notwendigerweise gegen die bestehenden Arten abgegrenzt werden müssen, teils etwas widersprüchlich. Außerdem ist mindestens eine sehr charakteristisch gefärbte Art aus Peru offenbar noch nicht wissenschaftlich erfasst, wird aber ab und zu importiert (siehe: https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/spatuloricaria-sp-black-white-peru/).
Wir konnten jetzt wieder einmal einige sehr schöne Exemplare dieser Hexenwelsgattung aus Kolumbien importieren. Geschickt wurden sie als „S. caquetae“. Diese Art gibt es zwar, aber sie sieht anders aus. Darum ordneten wir die Tiere zunächst als „sp. Colombia“ in unserer Stockliste ein. Nun haben sich die Fische gut eingelebt und wir haben sie genauer unter die Lupe genommen. Es bestehen kaum noch Zweifel, dass es sich um die 2018 neu beschriebene Art Spatuloricaria terracanticum handelt. Alle anatomischen Merkmale (Beschilderung der Bauchregion und im Bereich der Kloake) sowie Färbungsmerkmale (breite, geschwungene „Schärpe“ hinter dem Kopf) stimmen perfekt mit der Erstbeschreibung überein. Das größte bislang vermessene Exemplar von S. terracanticum hatte eine Standardlänge (also ohne Schwanzflosse) von 28,5 cm. Hinzu kommt bei allen Spatuloricaria noch das sehr lange Filament an der Oberkante der Schwanzflosse.
Männchen von Spatuloricaria entwickeln zur Brutzeit einen enormen „Backenbart“, der sich nach der Brutperiode wieder zurückbildet. Spatuloricaria sind Höhlenbrüter, die gerne an der Unterseite von flachen Steinplatten laichen. Zuchtberichte finden sich in der Zeitschrift Amazonas, Heft 12 (7/8, 2007) auf den Seiten 47-55.
Spatuloricaria sind Gemischtköstler mit einem Schwerpunkt auf tierischen Futtermitteln. Daneben kann aber auch z.B. Flockenfutter auf Basis pflanzlicher Stoffe gereicht werden. Die langen, gekrümmten Fangzähne im Oberkiefer deuten darauf hin, dass diese Art in der Natur vor allem Schnecken frisst, denn solche Zähne machen nur in diesem Zusammenhang Sinn: zum Herausziehen des Weichkörpers der Schnecke aus dem Gehäuse. Aquarienbeobachtungen zu dem Thema stehen noch aus.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 293754 (12-15 cm) und 293755 (18-22 cm) auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Literatur:
Fichberg, I., O. T. Oyakawa & M. C. C. de Pinna (2014): The end of an almost 70-year wait: a new species of Spatuloricaria (Siluriformes: Loricariidae) from the Rio Xingu and Rio Tapajós basins. Copeia 2014 (no. 2): 317-324.
Londoño-Burbano, A., A. Urbano-Bonilla, Y. Rojas-Molina, H. Ramírez-Gil & S. Prada-Pedreros (2018): A new species of Spatuloricaria Schultz, 1944 (Siluriformes: Loricariidae), from the Orinoco River basin, Colombia. Copeia v. 106 (no. 4): 611-621.
Text & Photos: Frank Schäfer