Derzeit (September 2025) werden dieser Gattung 28 Arten zugeordnet. Aufgestellt wurde die Gattung 1907 von Eigenmann für die 1870 von Cope aus Peru (Pebas) beschriebene Art Tetragonopterus pectinatus. Die Beschreibung von Cope war von keiner Abbildung begleitet, darum zeichnete Fowler 1907 den Holotypus, den er in die Gattung Astyanax einordnete. Aufgrund dieser Zeichnung würde man wohl kaum einen Phenacogaster erkennen; kein Wunder also, dass Steindachner 1876 und 1882 zwei Synonyme zu P. pectinata fabrizierte: Tetragonopterus tabatingae und T. bairdii. Für das 19te Jahrhundert war es das.

Der Salmlerspezialist Eigenmann beschrieb 1909 zwei, 1911 drei weitere Arten, je eine Art beschrieben Norman (1934), Ahl (1936) und Fowler (1941); somit kannte man Mitte des 20ten Jahrhunderts 9 Arten, wobei das hier vereinfacht dargestellt wird, die waren nämlich durchaus nicht alle in Phenacogaster untergebracht. Umgekehrt ist der 1911 von Fowler als Phenacogaster bondi beschriebene Fisch heute in Gymnocorymbus gestellt, zweifellos korrekt.
Dann war es lange Zeit still um diese Salmlergruppe. Erst 1995 folgte wieder eine Art-Beschreibung, zusammen mit einer neuen Diagnose der Gattung. Die brasilianische Ichthyologin Zilda Margarete Seixas de Lucena, bereits Seniorautor der 1995er Arbeit, entdeckte diese kleinen Salmler nun für sich und begann zu forschen. Das Ergebnis ist beeindruckend. Eine der erst 2023 beschriebenen Arten, P. lucenae, wurde zu Ehren von Lucena benannt und stellt die 15te neue Art seit 1995 dar! Farblich sind Phenacogaster freilich keine Offenbarung. Die meisten sind kleine, durchsichtige Fische, meist mit einem Schulterfleck, oft mit einem Schwanzwurzelfleck. Sie sehen sich sehr, sehr ähnlich. Wer in die Feinheiten der Artunterscheidung einsteigen möchte, sollte mit der 2010er Arbeit „Descrição de nove espécies novas de Phenacogaster (Ostariophysi: Characiformes: Characidae) e comentários sobre as demais espécies do gênero“ von Lucena & Malabarba einsteigen (kostenloser Download hier: https://www.scielo.br/j/zool/a/47FyqVP45DrQ3wNV9Jwqt3k/?lang=pt), in der alle bis zu diesem Zeitpunkt erfassten Arten diskutiert werden und ein Bestimmungsschlüssel geliefert wird.
Wir konnten nun eine uns unbekannte Phenacogaster-Art aus Peru erstmals importieren. Es dürfte klar sein, dass nach der oben erfolgten Aufstellung eine exakte Bestimmung kompliziert ist, da man die allermeisten neu beschriebenen Arten nur anhand konservierten Materials kennt. Aber unser kleiner Neuzugang – die Tiere sind etwa 3 cm lang (inklusve Schwanzflosse) – hat keinen Schulterfleck, auch keinen Schwanzwurzelfleck und kommt aus Peru. Das schränkt die Auswahl schon einmal ein. Wahrscheinlich haben wir Phenacogaster capitulata vor uns, der 2010 aus dem Einzug des Neshuya-Flusses (gehört zum Einzug des Rio Ucayali) beschrieben wurde.
In Balzstimmung bekommen die vermutlichen Männchen hübsch orangefarbene Flossen mit einem weißen Zipfel in der Rückenflosse. Entfernt erinnern sie dadurch farblich an den Kolibri-Salmler (Trochilocharax ornatus), sind jedoch erheblich blasser. Die Neonfarben auf manchen Bildern sind eine Folge des Blitzlichtes; mit bloßem Auge betrachtet sind die Fische hauptsächlich transparent. Es sind friedliche Tiere, die man am besten in einem dämmrigen Aquarium mit dunklem Bodengrund pflegt. Die großen Augen deuten an, dass diese Fische kein grelles Licht lieben. In der Pflege und beim Futter erwiesen sich die Tiere bei uns bisher als völlig anspruchslos.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 278312 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer


